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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Einzelmöbel der "Vereinigten Werkstätten"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0081

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INN EN-DEKORATION

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EINZELMÖBEL DER »VEREINIGTEN WERKSTÄTTEN«

Die Tradition der Vereinigten Werkstätten in
München geht weit zurück, bis zu den Anfängen
der neuen deutschen Möbelform; und seit diesen
Anfängen läßt sich in ihrer Arbeit eine Linie der be-
tont architektonischen und körperfrohen Möbelge-
staltung verfolgen. So geht auch von den Einzel-
stücken, welche in der hier gegebenen Bilderfolge
erscheinen, ein gerader Weg zurück zu vielen frühe-
ren Leistungen der Vereinigten Werkstätten; z. B.
zu Professor Paul Ludwig Troosts Innenausbau des
Lloyddampfers »Columbus«, über den die »Innen-
Dekoration« vor 14 Jahren ausführlich berichtete als
»vorbildliche Raumschöpfungen, die als kunsthand-
werkliche Meisterleistungen im Ausland für deutsche
Qualitätsarbeit Zeugnis ablegen werden«.

Heute sehen wir den Sinn für den Formgeist, der
diese Schöpfungen beherrschte, neu Wiederaufleben,
und als wahrhaft verbindende Persönlichkeit zwi-
schen einst und jetzt stellt sich gerade in den hier
gezeigten Arbeiten der Vereinigten Werkstätten Paul
Ludwig Troost sinnvoll vor den Blick. Die von ihm
entworfene Kommode (Abb. S. 66) zeigt die schöne,
gegliederte Körperlichkeit, die alle Arbeiten des
Meisters auszeichnete; dazu sein Weitergehen zum
edlen Zierat, der so tief im Wesen der echt handwerk-

lichen Gestaltung liegt, und der bei Troost doch nie
die struktive Schlichtheit stört. Mahagoni und Faux-
Satin kamen bei dem schönen Stück zur Verwendung.
Der feine Intarsienschmuck setzt auf einen Rauten-
grund Motive aus der Welt der Musik, leicht und
liebenswürdig gefaßt, handwerklich vollendet aus-
geführt. Der darüber angebrachte Spiegel klingt an
Empireformen an und hat einen blattvergoldeten
Rahmen, teils hochglänzend, teils matt behandelt.
Aus denselben Hölzern wie die Kommode ist der
Lampentisch mit der Lampenvase aus Nymphenbur-
ger Porzellan und graugrünem Seidenschirm gefer-
tigt; auch er hat auf der Zarge Intarsienschmuck
(Weinreben). — Ein lebhaftes Bild bietet die von
Chefarchitekt Hans Rußwurm entworfene Schlaf-
zimmerkommode (Abb. oben) im Zusammenwirken
von hellem finnischem Birkenmaserholz mit den
dunklen Nußbaum-Abfassungen der 12 Schubladen;
der dabeistehende bequeme Frisiersessel hat einen
Chintzbezug mit abgesteppter Rückenpolsterung. -
Einen Schrank für Musikgeräte (Radio, Grammo-
phon, Platten) haben wir auf S. 68 vor uns, ein schlich-
tes handwerkliches Gebilde aus Nußholz, innen und
außen mit Kalbspergament bespannt, mit Messing
beschlagen und benagelt. Der fahrbare Tee- und Ser-

iös. 11. 3
 
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