INN EN-DEKORATION
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als ein Gefüge von Menschenhänden zu durchwandern dicht beinander. Wir gehören zusammen, wir plau-
meint. Eine Kinderschar saß einträchtig auf den Stu- dern gern miteinander und nehmen auch sonst gern
fen einer Treppe beisammen und trieb eifrig ein Spiel. vom Nachbar Notiz. Wenn ich abends ausgehe und
Eine Frau stand auf dem »Bürgersteig«, der einen hal- Gesellschaft haben will, brauche ich nur mit dem
ben Meter breit war, und lehnte die Arme behaglich Spazierstock hier neben oder über der Gasse ans Fen-
auf die Fensterbank der Nachbarin, die Strümpfe- ster zu klopfen, dann kommt einer zum Vorschein,
stopfend drinnen saß, und ihr Rede stand zu einem Langeweile gibt es gar nie, und schließlich ist der
gemütlichen Schwätzchen. »Ihr wohnt hier eng bei- Badestrand am Teich und die Lichtwiesen und der
sammen«, sagte ich zu dem Bäckermeister, der seinen Wald keine Viertelstunde von hier entfernt. Ich hätte
blitzsauberen Laden nebenan hatte und für die besten schon öfter einen Laden draußen in der hellen neueren
Fastenbrezeln in der Stadt bekannt war. Der Mann Stadt haben können. Aber ich bleibe lieber hier,
lachte und legte mir auf seine Weise dar, daß das Ein krasser Fall, dachte ich. Soll man den Mann
zwar eng, aber ihnen, den Altstädtern, sehr ans Herz loben? Soll man ihn tadeln? Man soll sich vielleicht
gewachsen sei. Wenn man in den alten Gassen ge- lieber der menschlichen Ansprechbarkeit freuen, die
boren und aufgewachsen ist, will man das gar nicht sich hier bewährt und die beweist, daß es nicht das So
missen, sagte er. Es könnte freilich manches heller oder So der buchstäblichen Einzelheiten ist, welches
sein, auch weiter; aber wir stecken hier ganz gern so uns Wohnung und Umgebung annehmbar macht,
ENTWURF: ARCH.
O. BAUER-PARIS
FOTO: KOWAL1SK1
GÄSTEZIMMER »SCHRANKWAND MIT SEKRETÄR« EICHE NATUR, INNEN: NUSSBAUM POLIERT
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als ein Gefüge von Menschenhänden zu durchwandern dicht beinander. Wir gehören zusammen, wir plau-
meint. Eine Kinderschar saß einträchtig auf den Stu- dern gern miteinander und nehmen auch sonst gern
fen einer Treppe beisammen und trieb eifrig ein Spiel. vom Nachbar Notiz. Wenn ich abends ausgehe und
Eine Frau stand auf dem »Bürgersteig«, der einen hal- Gesellschaft haben will, brauche ich nur mit dem
ben Meter breit war, und lehnte die Arme behaglich Spazierstock hier neben oder über der Gasse ans Fen-
auf die Fensterbank der Nachbarin, die Strümpfe- ster zu klopfen, dann kommt einer zum Vorschein,
stopfend drinnen saß, und ihr Rede stand zu einem Langeweile gibt es gar nie, und schließlich ist der
gemütlichen Schwätzchen. »Ihr wohnt hier eng bei- Badestrand am Teich und die Lichtwiesen und der
sammen«, sagte ich zu dem Bäckermeister, der seinen Wald keine Viertelstunde von hier entfernt. Ich hätte
blitzsauberen Laden nebenan hatte und für die besten schon öfter einen Laden draußen in der hellen neueren
Fastenbrezeln in der Stadt bekannt war. Der Mann Stadt haben können. Aber ich bleibe lieber hier,
lachte und legte mir auf seine Weise dar, daß das Ein krasser Fall, dachte ich. Soll man den Mann
zwar eng, aber ihnen, den Altstädtern, sehr ans Herz loben? Soll man ihn tadeln? Man soll sich vielleicht
gewachsen sei. Wenn man in den alten Gassen ge- lieber der menschlichen Ansprechbarkeit freuen, die
boren und aufgewachsen ist, will man das gar nicht sich hier bewährt und die beweist, daß es nicht das So
missen, sagte er. Es könnte freilich manches heller oder So der buchstäblichen Einzelheiten ist, welches
sein, auch weiter; aber wir stecken hier ganz gern so uns Wohnung und Umgebung annehmbar macht,
ENTWURF: ARCH.
O. BAUER-PARIS
FOTO: KOWAL1SK1
GÄSTEZIMMER »SCHRANKWAND MIT SEKRETÄR« EICHE NATUR, INNEN: NUSSBAUM POLIERT