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Die Berliner "Frasquita"
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0145
INNEN-DEKORATION
131
Lilien auf blauem Grund, ausgeschlagen. Die Stuck-
decke hat ein streng eingeschnittenes Riegelmuster
erhalten (Abb. S. 136). Zur Beleuchtung dienen bron-
zene Deckenstrahler von imposanten Formen; ihre
gedrungenen Schäfte, deren kantige Flächen mit
stahlblauen Spiegelleisten belegt sind, stehen auf
schwarzen Marmorsockeln; die Metallschalen geben
zur Decke ein warmes gelbes Licht. Die Oberfläche
der Tragsäule in der Mitte des Raumes ist in ähnlicher
Weise wie die Lampenschäfte mit blauspiegelndem
Auflagematerial behandelt. Am oberen Wandabschluß
erscheinen dieselben blinkenden Lanzettenreihen, die
auch im Tanzsaal und anderwärts eine Überleitung
zwischen Wand und Deckenbezirk bilden.
Die »Meisterräume« haben hier ein Werk geschaf-
fen, das auf gediegene Weise repräsentative Gestal-
tung darstellt. Es ist - das darf man bei der Würdi-
1938. IV. 2
gung dieser Arbeit nicht vergessen - ein Vorstoß in
noch wenig beackertes Gebiet, da sich unsre sämt-
lichen führenden Begriffe von moderner Raumge-
staltung zunächst auf dem Boden zweck- und sach-
treuer Formung entwickelt haben. Kulturell hoch-
stehend ist die neue deutsche Raumgestaltung immer
gewesen. Aber es hat auf ihrem Wege notwendiger-
weise eine Strecke gegeben, wo sie die angestrebte
werkmoralische Gesundung nur durch zeitweilige
Ablehnung alles bloß Schmückenden fördern konnte.
Erst mit der Erkenntnis, daß handwerkliches Schaf-
fen ganz von selbst auch zu feinen, ziervollen Höchst-
leistungen drängt, wurde von neuem das Feld frei für
die sogenannte Dekoration, d.h. für die abschließen-
den und ungebundeneren Ausdruckselemente, als die
wir die Zierformen (samt Wandmalerei, Intarsien,
architektonischen Gliederungen) zu ehren haben. -
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Lilien auf blauem Grund, ausgeschlagen. Die Stuck-
decke hat ein streng eingeschnittenes Riegelmuster
erhalten (Abb. S. 136). Zur Beleuchtung dienen bron-
zene Deckenstrahler von imposanten Formen; ihre
gedrungenen Schäfte, deren kantige Flächen mit
stahlblauen Spiegelleisten belegt sind, stehen auf
schwarzen Marmorsockeln; die Metallschalen geben
zur Decke ein warmes gelbes Licht. Die Oberfläche
der Tragsäule in der Mitte des Raumes ist in ähnlicher
Weise wie die Lampenschäfte mit blauspiegelndem
Auflagematerial behandelt. Am oberen Wandabschluß
erscheinen dieselben blinkenden Lanzettenreihen, die
auch im Tanzsaal und anderwärts eine Überleitung
zwischen Wand und Deckenbezirk bilden.
Die »Meisterräume« haben hier ein Werk geschaf-
fen, das auf gediegene Weise repräsentative Gestal-
tung darstellt. Es ist - das darf man bei der Würdi-
1938. IV. 2
gung dieser Arbeit nicht vergessen - ein Vorstoß in
noch wenig beackertes Gebiet, da sich unsre sämt-
lichen führenden Begriffe von moderner Raumge-
staltung zunächst auf dem Boden zweck- und sach-
treuer Formung entwickelt haben. Kulturell hoch-
stehend ist die neue deutsche Raumgestaltung immer
gewesen. Aber es hat auf ihrem Wege notwendiger-
weise eine Strecke gegeben, wo sie die angestrebte
werkmoralische Gesundung nur durch zeitweilige
Ablehnung alles bloß Schmückenden fördern konnte.
Erst mit der Erkenntnis, daß handwerkliches Schaf-
fen ganz von selbst auch zu feinen, ziervollen Höchst-
leistungen drängt, wurde von neuem das Feld frei für
die sogenannte Dekoration, d.h. für die abschließen-
den und ungebundeneren Ausdruckselemente, als die
wir die Zierformen (samt Wandmalerei, Intarsien,
architektonischen Gliederungen) zu ehren haben. -