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Kunsthandwerk auf der Münchener Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0185
INNEN-DEKORATION
171
SÜDGALERIE »AUSSTELLUNGSRAUM« STOFFBAHNEN: VEREINIGTE WERKSTATTEN, WANDBEHANG: HABLIK-L1NDEMANN
brachte diese Entwicklung ins Stocken, tötete den land so noch nicht gekannt haben. Das ist keines-
Sinn für die liebevolle Einzelleistung der kleinen wegs Zufall. Denn das gewirkte, gestickte, appli-
Werkstatt und grub dieser den ohnehin schmalen zierte Wandbild stellt eine besonders innige Begeg-
wirtschaftlichen Boden vollends ab. Manches ging nung von bildendem Geist und greifbarem Stoffe dar.
da Verloren, was als Fortsetzung oder Auswertung Der Wandteppich hebt das Bild nicht in der schroffen
alter Volkskunst Schätzung verdiente, was sich um Weise des Ölgemäldes von den übrigen Raumdingen
neue Werkstoffe oder um eigne, innige Neuformung ab, sondern nähert es dem Holz, den Geweben, der
bemühte. Doch in dem Augenblick, da wir eine neue Tapete an. Seine Formgebung hat nicht die Freiheit
Beseelung unsrer Formenwelt aus nationalen We- der Pinselsprache, sondern sie ist technisch weit-
sens- und Schicksalsgründen ins Auge fassen, ge- gehend gebunden und steht unter deutlichem Gesetz,
winnt das alles wieder an Wert. Die heutige Welt- Der Wandteppich ist ebensosehr Ding wie Bild. Mit
anschauung denkt zwar nicht entfernt daran, Ma- allen diesen Eigenschaften spricht er uns, die wir
schine und Technik abzulehnen; aber sie ehrt in aller den Verbindungen, nicht den Trennungen nach-
Gestaltung den Bestandteil Natur und Erde, sie liebt gehen, lebhaft an. Schon im 2. Saal der Architektur-
und schätzt alles, was neu die Verbindung zu diesen abteilung fällt der große Wandteppich von Karl
Elementen stiftet; sie kann und will den Kunsthand- Heinz Dallinger ins Auge, hergestellt im Auftrage
werker, der abseits von Rentabilitätsberechnungen, des Luftkreiskommandos V, München (Abb. S. 159).
aus reinem künstlerischem Trieb diese Verbindungs- Er ist mit seinen vier Gestalten des schaffenden
wege sucht, nicht entbehren. Volkes, seinen Wappen, Adlern und Spruchbändern
Dies scheinen uns die Gedanken zu sein, die im in reiner Aufnäharbeit ausgeführt und bringt diese
gesamten Kunsthandwerk der Münchner Ausstellung zu nachdrücklicher, monumentaler Geltung. Es er-
zur Darstellung kommen. In Holz und keramischen weist sich hier wie bei den zahlreichen anderen
Stoffen, in Metallarbeiten und Textilien — überall Wandbehängen der Ausstellung, daß dem Bildteppich
zeigt die Ausstellung ein dichteres, vertieftes Gestal- in Zukunft ein großes Anwendungsgebiet offensteht,
tungsleben, einen gesteigerten Reichtum der Be- Um noch auf die weiteren kunsthandwerklichen
mühungen. Schon aus unsrer Betrachtung der Innen- Leistungen einzugehen, die in unseren Abbildungen
räume ist z. B. eine Bevorzugung des künstlerischen erscheinen, so sei auf die Vitrine (Abb. S. 173) hin-
Wandbehanges deutlich geworden, die wir in Deutsch- gewiesen, in der sich eine zarte Seidengarn-Spitzen-
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SÜDGALERIE »AUSSTELLUNGSRAUM« STOFFBAHNEN: VEREINIGTE WERKSTATTEN, WANDBEHANG: HABLIK-L1NDEMANN
brachte diese Entwicklung ins Stocken, tötete den land so noch nicht gekannt haben. Das ist keines-
Sinn für die liebevolle Einzelleistung der kleinen wegs Zufall. Denn das gewirkte, gestickte, appli-
Werkstatt und grub dieser den ohnehin schmalen zierte Wandbild stellt eine besonders innige Begeg-
wirtschaftlichen Boden vollends ab. Manches ging nung von bildendem Geist und greifbarem Stoffe dar.
da Verloren, was als Fortsetzung oder Auswertung Der Wandteppich hebt das Bild nicht in der schroffen
alter Volkskunst Schätzung verdiente, was sich um Weise des Ölgemäldes von den übrigen Raumdingen
neue Werkstoffe oder um eigne, innige Neuformung ab, sondern nähert es dem Holz, den Geweben, der
bemühte. Doch in dem Augenblick, da wir eine neue Tapete an. Seine Formgebung hat nicht die Freiheit
Beseelung unsrer Formenwelt aus nationalen We- der Pinselsprache, sondern sie ist technisch weit-
sens- und Schicksalsgründen ins Auge fassen, ge- gehend gebunden und steht unter deutlichem Gesetz,
winnt das alles wieder an Wert. Die heutige Welt- Der Wandteppich ist ebensosehr Ding wie Bild. Mit
anschauung denkt zwar nicht entfernt daran, Ma- allen diesen Eigenschaften spricht er uns, die wir
schine und Technik abzulehnen; aber sie ehrt in aller den Verbindungen, nicht den Trennungen nach-
Gestaltung den Bestandteil Natur und Erde, sie liebt gehen, lebhaft an. Schon im 2. Saal der Architektur-
und schätzt alles, was neu die Verbindung zu diesen abteilung fällt der große Wandteppich von Karl
Elementen stiftet; sie kann und will den Kunsthand- Heinz Dallinger ins Auge, hergestellt im Auftrage
werker, der abseits von Rentabilitätsberechnungen, des Luftkreiskommandos V, München (Abb. S. 159).
aus reinem künstlerischem Trieb diese Verbindungs- Er ist mit seinen vier Gestalten des schaffenden
wege sucht, nicht entbehren. Volkes, seinen Wappen, Adlern und Spruchbändern
Dies scheinen uns die Gedanken zu sein, die im in reiner Aufnäharbeit ausgeführt und bringt diese
gesamten Kunsthandwerk der Münchner Ausstellung zu nachdrücklicher, monumentaler Geltung. Es er-
zur Darstellung kommen. In Holz und keramischen weist sich hier wie bei den zahlreichen anderen
Stoffen, in Metallarbeiten und Textilien — überall Wandbehängen der Ausstellung, daß dem Bildteppich
zeigt die Ausstellung ein dichteres, vertieftes Gestal- in Zukunft ein großes Anwendungsgebiet offensteht,
tungsleben, einen gesteigerten Reichtum der Be- Um noch auf die weiteren kunsthandwerklichen
mühungen. Schon aus unsrer Betrachtung der Innen- Leistungen einzugehen, die in unseren Abbildungen
räume ist z. B. eine Bevorzugung des künstlerischen erscheinen, so sei auf die Vitrine (Abb. S. 173) hin-
Wandbehanges deutlich geworden, die wir in Deutsch- gewiesen, in der sich eine zarte Seidengarn-Spitzen-