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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Ein Vornehmes Porzellan-Service
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0206

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192

INNEN-DEKORATION

Foto: Rcidt

SERVICE »LOTOS« ENTW. PROF. WOLFGANG VON WERSIN, AUSF. STAATL. PORZELLAN-MANUFAKTUR NYMPHENBURG

EIN VORNEHMES PORZELLAN-SERVICE

Sehr rege ist in Deutschland das Bemühen um die
feine und abwechslungsreiche Formgebung im
Tafelporzellan. Das beruht auf einer Überlieferung,
die fast so alt ist wie das Porzellan selbst. Seit dessen
frühesten Zeiten war es immer eine Quelle zusätz-
licher Tafelfreude, an den verschiedenen, vielglied-
rigen Servicen einen einheitlichen Form- und Zier-
gedanken durchzuführen. Dieser lieferte die Har-
monie, aber zugleich ergab sich aus der notwendiger-
weise verschiedenartigen Anwendung desselben eine
reiche, unterhaltsame Abwechslung. Abstufungen
der Kostbarkeit und der Stimmungswerte, welche
jedem Service eigen waren, erlaubten seit je eine
Anpassung des Tafelgedeckes an die Gelegenheit
und die Bedeutung des Tages; und diese Unterschiede
sind heute noch geltend bis zum bescheidensten
Haushalt hinab. Mit Tafelgeschirr haben die Haus-
frauen seit je repräsentiert, nicht um mit ihm zu
prunken, sondern um ihre Heimpflege, ihre Schätzung
des Gastes, den Kunstsinn des Hauses zu erweisen.
Dem Service »Lotos«, welches die Nymphenburger

Porzellanmanufaktur vor einiger Zeit herausge-
bracht hat, ist von Professor Wolfgang v. Wersin
die stille und doch deutliche Besonderheit gegeben
worden, die den Porzellanformen dieses Künstlers
seit je eigen war. Eine gewisse Innerlichkeit, eine ge-
wisse Versonnenheit zeigen auch die Formen dieses
Services. Der Wohlklang der Linien wendet sich
nach innen, er ist mehr Fassung und Gehaltenheit als
Ausladung, und gerade darin liegt seine Vornehm-
heit. In der Abwinkelung der Tellerränder, in den
Kurven der Gefäß-Querschnitte und der Henkel
spricht der Künstler ein eigenes, feines Wort. Die
Bemalung ist im vorliegenden Falle von der Manu-
faktur selbst entworfen worden. Die Tellerflächen
sind weiß und in der Mitte mit einem goldenen Stern
geziert. Die Tellerfahnen sowie die Außenseiten der
Hohlgefäße tragen eine halbmatte, olivgrüne Be-
malung mit Goldrändern eingefaßt. Die Bemalung
wurde zuerst für die Deutsche Botschaft in London
angefertigt; auch beim Empfang Mussolinis in Mün-
chen schmückte ein solches Service die Festtafel. —
 
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