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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Neubau der Reichs-Kredit-Gesellschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0253

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seins« der beiden Gebäude hervorruft, läßt die Unter-
schiedlichkeit der Geschosse weniger bewußt werden,
obwohl innerhalb der gleichen Höhe im neuen Bau
fünf Stockwerke an Stelle von dreien im alten Ge-
bäude untergebracht sind. Die Rücksicht auf Zweck-
mäßigkeit und Mittel erlaubte nicht die Weiterfüh-
rung der überhöhten Geschoßlinien des Stammbaues.
Die Grundrißgestaltung wurde durch die Anforderun-
gen der großen Halle für den Bankverkehr des Publi-
kums und die Bedürfnisse von Direktionszimmern in
der ersten Etage sowie von Büroräumen in den ver-
bleibenden Geschossen bestimmt. Die ruhigen, lo-
gisch-rhythmisch gegliederten Fassaden sprechen von
Solidität, klarer Organisation und fundiertem Auf-
stieg. Die sofort übersichtlichen Zahlenreihen der
Fenster, ihre rechenhafte Ordnung, mag flüchtigem
Überblick etwas nüchtern erscheinen, aber eingehen-
der betrachtet, sind sie fesselnd und aufschlußreich
wie eine gute Buchführung. Der Bau ruht festgegrün-
det auf seinem Stahlskelett, die nichttragenden
Außenwände sind eine Verkleidung von Gaubüttel-
brunner Muschelkalk in interessanter und belebender
Anordnung: die quadratischen Platten sind auf die

Spitze gestellt. Diese ungewöhnliche Linienmusterung
mildert die Strenge der kalkulatorischen Trockenheit
des Ausdrucks, als wolle sie bekunden, daß in diesem
Hause die schöpferische Phantasie des Unterneh-
mens neben dem kühl ökonomischen Denken des
klarsichtigen Rechners eine Heimstätte hat.

Das Erdgeschoß an der Friedrichstraße ist beson-
ders betont mit seinen drei Portalen, die links und
rechts flankiert werden von 6 m breiten und 4 m
hohen Eisenplatten in tiefen Nischen mit figürlichem
Schmuck des Bildhauers August Rhades. Die eine der
großen Eisenplatten schließt als Tor zugleich die
Durchfahrt zum Hof. Die Portale aus gezogenem
Eisen sind mit Leichtmetall belegt. Durch die Schlitze
ihrer Bandstreifen fällt ohne Beeinträchtigung ihrer
Funktion als sicherer Verschluß ausreichendes Tages-
licht in die mit Büsten des Führers und Hindenburgs
von Robert Scholtz ausgestattete Vorhalle (Abbildg.
S. 240-243). Die Kassenhalle ist ein ganz auf seine
Aufgabe hin eingerichteter und ausgestalteter großer
Raum ohne ablenkendes Beiwerk. Die leichte Profi-
lierung der Decke gliedert die Fläche rhythmisch
und läßt sie höher erscheinen (Abbildg. S 244/45).

1938. VII. 2
 
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