Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (49.1938)

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INNEN-DEKORATION

Epoche der rein funktionalen Verwendung dieser
Formen geriet. Wie man einmal in einer Zeit blinder
Überschätzung des Intellekts die geheimen Kräfte der
Seele vergaß, glaubte man auch die Bauformen im
funktionalen Sinne allein richtig zu gebrauchen, bis
der mechanistische Leerlauf dieser Kultur der Wohn-
maschine immer offenbarer wurde.

Wir haben in unseren Tagen erfahren, welche Mög-
lichkeiten sich mit der Aktivierung jener im Dunkel
der Seele liegenden Kräfte ergaben, und wir alle er-
lebten die Kraft des einfachen Herzens, nachdem es
erst einmal auf den Plan gerufen war. Der unabläs-
sige Appell an die Seele unsres Volkes, Erziehung zum
Selbstbewußtsein, zum freien, männlichen Vertrauen
in die eigene Kraft und Arbeitsleistung, sie erweckten
den Optimismus, der heute so bedingungslos das Leben

bejaht. Nichts hat diese neue, siedlerhafte Haltung
den Notwendigkeiten des Lebens gegenüber zu tun
mit der romantischen Flucht in Primitivität und Süd-
seeparadiese, mit der man einmal den Aufgaben
unsrer Zeit glaubte ausweichen zu können.

Das neue Lebensgefühl weiß frei zu verfügen über
die technischen Möglichkeiten, die uns offenstehen
und in einem übergeordneten Sinne rational denkend,
weiß es auch die schwer zu umgrenzenden Bereiche
des Gefühlsmäßigen einzubeziehen in eine neue Ord-
nung des Lebens. Und wenn wir heute unsre Häuser
der Natur in einem neuen Sinne zuwenden und öffnen,
an Stelle einer romantischen Naturschwärmerei in
einer schlichten, stillen Liebe zu der realen Natur zu-
rücksuchen, so ist in dieser Wendung etwas enthalten
von der geschichtlichen Lehre jener Germanenreiche,