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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Sichart, Emma von: Bildteppiche der Münchener Gobelin-Manufaktur
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0283

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INNEN-DEKORATION

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»EINGANG ZUM SPEISESAAL« NUSSBAUM, ZITRONE, WEISSMETALL. ENTWURF: PROF. BRUNO PAUL-BERLIN

schon als Kind nach Florenz kam und dort Schüler
von Vasari wurde (seinen Namen de Witte = der
Weiße italianisierte er in: Candido). Bis in die ersten
Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts stand die Manu-
faktur in Blüte; sie erlosch mit dem Aufkommen
des Empirestiles. Nicht nur durch ihre Bildteppiche
war sie berühmt gewesen, sondern auch durch ihre
kostbaren Möbelbezüge. Erst nach hundert Jahren,
zugleich mit dem wirtschaftlichen Aufschwung er-
wachte die Freude am Bildteppich aufs neue. Aber die
Kenntnis der Technik war verloren gegangen und
mußte erst in mühevoller Arbeit wieder durch Ko-
pieren alter wertvoller Stücke erlernt werden, bis
man zu der Anfertigung eigener Entwürfe übergehen
konnte. Die neugegründete Manufaktur schuf in
Zusammenarbeit mit bekannten Münchener Künst-
lern wie Julius Diez und Fritz Erler Gobelins für
Werbezwecke - die Speisesäle der Luxusdampfer
»Bremen« und »Europa« wurden mit Gobelins aus-
gestattet und trugen den Ruhm des jungen Unter-
nehmens bald in aller Herren Länder, neue Aufträge
zurückbringend. Paul Ludwig Troost, Ciarenbach,
F. A. Breuhaus, R. A. Schröder waren für Nymphen-

burg tätig. Damals entstanden auch die farben-
schönen Indianer- und Jägerteppiche von Pellegrini.
Die Manufaktur beschäftigte 150 Stickerinnen - eine
Zahl, die in den Krisenjahren auf 8 zurückging!

Um ihres hohen künstlerischen Wertes willen hat
das Dritte Reich sich um die Pflege dieses Hand-
werkszweiges angenommen und ihn durch eine An-
zahl von Aufträgen neu belebt. Die inzwischen er-
wachte Vorliebe kaufkräftiger Kreise für den künst-
lerischen Wandbehang wird durch eine vermehrte
Produktion erwidert, wie ein Rundgang durch die
1. Deutsche Architektur- und Kunsthandweik-Aus-
stellung im Haus der Deutschen Kunst (vgl. »Innen-
Dekoration« Heft 5) zeigte, auf der eine große Anzahl
handgeknüpfter Teppiche Bewunderung erregte -
Teppiche, die teils aus kleineren Webereien stammten
wie der Pommerischen Teppichweberei Swinemünde
und der Weberei von Hablik-Lindemann in Itze-
hoe, oder aus den Meister-Werkstätten in Wien
und München. Zahlreiche Aufträge öffentlicher
Stellen beweisen das Interesse der Reichsleitung an
der Teppichweberei. Vornean stehen die großen
Bildteppiche, die in den Münchener Werkstätten für
 
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