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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Schulze, Konrad Werner: Haus F. in Kassel-Wilhelmshöhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0343

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HAUS F. »OARTENANSICHT VON SÜDEN« UNTERGESCHOSS MIT SCHWARZEN MOSAIKPLATTEN VERKLEIDET

HAUS F. IN KASSEL-WILHELMSHÖHE

Schon beim Anblick des Äußeren eines Hauses läßt
sich feststellen, von welchem Mittelpunkt die Ge-
staltung ausgegangen ist. Wohnbauten, die außer den
allgemeinen Wohnbedürfnissen auch repräsentative
Aufgaben zu erfüllen haben, lassen oft den Mangel an
Verständnis für das Wesen eines Wohnhausbaues da-
durch erkennen, daß sie für die Straße, weniger für
den Menschen erbaut sind.

Eine der jüngsten Arbeiten des Düsseldorfer Archi-
tekten Bernhard Pfau - das Haus eines bekannten
Flugzeugkonstrukteurs in Kassel - zeichnet sich
durch eine Gestaltung aus, die vom lebendigsten In-
halt der Bauaufgabe ausgeht: vom Menschen! So ist
das »Gesicht« des Hauses nicht der Straße zugewendet,
um die Passanten durch eine auffallende Fassade von
einem »Besitz« zu überzeugen, sondern wird in die
Richtung gelenkt, wo Licht, Sonne und Garten sich
dem Blick des wohnenden Menschen am günstigsten
darbieten; das heißt: wo Außen- und Innenraum sich
in eine für den Menschen natürliche und zugleich er-
freuliche Weise verbinden. Außen- und Innenraum
sollen eine lebendige Gemeinschaft bilden und werden

daher in eine klare und bewußte Beziehung gebracht.

Es ist für den wohnenden Menschen nicht gleich-
gültig, wo und wie in seinem Hause sich Außen- und
Innenraum begegnen. Entscheidend für diese Begeg-
nung bleibt die Bewegung der Sonne. Ihr Lauf be-
stimmt das außen- und innenräumliche »Wachstum«
des Hauses. Wie jede Pflanze Blätter und Blüten nach
der Richtung wendet, wo das Licht am günstigsten
einfällt, so wird auch der nach Licht sich sehnende
Mensch die »Hülle«, in der er wohnt, ebenso nach dem
besten Einfall des Lichtes richten.

Diesem Gesetz entsprechend zeigt das Haus in Kas-
sel eine Raumanordnung, die außer der Anpassung an
die repräsentativen Wohnzwecke und funktionsge-
mäßen Verbindungen der verschiedenen Raumfolgen
eine Gestaltung der Raumöffnungen erkennen läßt,
bei der auf den vollständigen Tageslauf der Sonne
Rücksicht genommen wird. Die durchsichtige Aus-
sparung mauermäßiger Wandabschlüsse in Form
nach einer drei Seiten sich öffnenden Glaswand ist
hier nicht zur Erfüllung eines ästhetischen oder for-
malen Programms gewählt; Aufgabe dieser Licht-

1938. X. 1
 
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