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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Lebenskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0368

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354

INNEN-DE KORATI ON

selben; mit demFreund-
lichen und Lächeln-
den, mit dem Heiteren
und Anmutigen, mit
dem Zierlichen und Ge-
schmückten. Inwiefern
kann dies zum Leben
»notwendig« sein ? Ist
es nicht genug an der
echten, gehaltvollen
Form? An der ruhe-
vollen Schönheit im
Klang der Linien, der
Farben ? Kann das
Liebliche etwas bieten,
das neben dem Schö-
nen noch einen Sonder-
wert mit sich führt, gar
einen Sonderwert, den
nur der vollendete Ken-
ner der Lebenskunst in
seiner Unentbehrlich-
keit zu würdigen weiß ?
- Es ist wohl der Son-
derwert des unpro-
blematisch Schönen,
den Ruskin gemeint
hat, der Zauber des
vollkommen heiteren
Lebensreizes, des unge-
mischten Lebensgold-
klangs. Schönheit kann
fremd und groß sein.
Schönheit an sich liegt
nahe am Ernst. Ein
großer Deutscher sagte
sogar, das Schöne kön-
ne nie ohne eine leise
Trauer einhergehen.
Das Liebliche aber ist
ohne Fremdheit und
ohne Schwere; es ist
schön auf vertrauliche,
anschmiegende Art; es
löst alles ins Blumen-

»DAMENZ1MMER« ENTW. PROF. KARL MALMSTEN, AUSF. TISCHLERMEISTER A. JOHANSSEN-STOCKHOLM hafte Und rein Melodi-
sche auf. Im Lieblichen
erscheint das Leben-
dige auf jenem Gipfel,

IEBENSKUNST. »Hat man die Lebenskunst er- wo es sich in himmlischer Freiheit als fröhliches, ge-
J lernt, so wird man endlich erkannt haben, daß nügsames Spiel darstellt. Ist es ein Zufall, daß einer der
auch die lieblichen Dinge notwendig sind.« Das schrieb größten Genien deutscher Musik, Mozart, in seinen
einer der ernstesten Männer, die das letzte Jahrhun- höchsten Erschwingungen zur reinen Lieblichkeit ge-
dert gekannt hat, John Ruskin. Stünde da: die schö- langtPImLieblichenfeiertdasLebeneinengroßenSieg.
nen Dinge, so leuchtete der Ausspruch wohl unmittel- EswirdleichtindieserhohenRegion,esnimmtTeilam
barer ein. Aber »die lieblichen Dinge« hat er geschrie- leichten Leben der Götter. Ruskins Wort zum Preise
ben. Die Begleitvorstellungen, die bei dem Worte der lieblichen Dinge läßt uns daran denken, daß auch
»lieblich« aufsteigen, haben freilich mit dem Schönen einem Goethe der Wert des »Zierlichen«, des »Artigen«
zu tun; aber mit einer leichten, geflügelten Art des- teuer blieb bis zum Ende seines großen Lebens. -
 
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