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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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R.: Wiener Wohnräume: zu den Arbeiten des Architekten F. Dex, Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0381

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INNEN-DEKORATION 367

WIENER WOHNRÄUME

ZU DEN ARBEITEN DES ARCHITEKTEN JOSEF E. DEX-WIEN

Die Raumgestaltungen des Wiener Architekten
Josef F. Dex werden dem Fachmann, aber auch
dem achtsamen und empfänglichen Laien Fesselndes
zu sagen haben. Bemerkenswert ist vor allem die ein-
fache, leise und doch sehr nachdrückliche Art, mit
welcher sich hier ein bestimmtes Künstlertempera-
ment in Möbel- und Raumformen sowie in Farben-
verbindungen anschaulich macht. In den Möbelfor-
men zeigt sich als Hauptzug eine imposante, ruhige
Lebensschwere. Sie spricht aus dem Bau der breitbei-
nigen Stühle, sie liegt in den durchgehends beträcht-
lichen Stärken der Stützen, Lehnen, Tischplatten,
Kaminwände; sie zeigt sich auch in den mehrfach
auftretenden »Raumballungen«, welche der Künstler
dadurch erreicht, daß er Teile der Zimmerdecke her-
unterzieht, daß er einzelne Raumglieder nischenartig
ausbildet (wie die Sitzecke S. 374) oder sie zu einer
Architekturfront von gedrungener Körperlichkeit er-
hebt (wie die Bücherei S. 372). Der Aufbau der Einzel-
stücke wie jedes Raumganzen bewegt sich in einer

klar artikulierten, schmucklosen Sprache, gleichsam
in lauter Hauptsätzen ohne Füllwerk; diese Sprache
ist unpathetisch, doch wuchtig, zugleich aber sieht
man dieses Wuchtige wieder geistig durchhellt und
ins Leichte, ja Gefäl.ige und Flüssige gewandt. Türen,
Fenster, Kamine, auch Truhen- und Schrankformen
tragen sich ohne Umschweife und Zierwerk vor, ge-
langen aber durch ein beherrschtes Ausspielen Von
Körper gegen Körper, Fläche gegen Fläche zu einer
vornehmen, lebensvollen Schönheit. Die Farbe spielt,
wie gesagt, überall in diesen Raumbildern eine wich-
tige Rolle; sie steht unter der Führung eines erlesenen,
sehr sicheren Geschmacks und webt jedem Raum ein
eigenes Gefüge von Gliederungen und Verknüpfungen
ein. Auch die Behandlung des künstlichen Lichtes
wird zu einer Quelle eigenartiger, doch stets ruhig und
überzeugend gegebener Sonderwirkungen.

Unsre Bilderreihe behandelt drei verschiedene
Komplexe. Den ersten bildet die Stadtwohnung eines
Schriftstellers und Kunstsammlers (Abb. S. 364/365,
 
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