INNEN-DEKORATI ON
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MUSTERGASTSTATTE DER FACHKLASSE FÜR KÖCHE UND KELLNER IN EINER BRESLAUER BERUFSSCHULE
GASTLICHKEIT ALS SCHULBEISPIEL
ARBEITEN VON OBERBAURAT SCHIRMER UND ARCHITEKT ARTUR ROTHER-BRESLAU
Es liegt ein Versprechen und eine Verpflichtung spielt hinein, wir meinen das kunstvoll geschmiedete
zugleich in dem Worte »Gast«. Es atmet Wärme Wirtshausschild vor der Tür in der Sonne gleißen
und Herzlichkeit, spricht von Behaglichkeit und Ver- oder sanft im Winde schwingen zu sehen, die kühle,
trautsein, von dem Gefühl, umhegt und umsorgt zu dämmrige Luft und den rundlichen, eilfertigen,
werden, von fast privater Atmosphäre und familiärem freundlich lächelnden Wirt . . .
Reiz, sogar dann noch, wenn nicht mehr der Be- Je mehr das Leben uns ins Tempo der Moderne
sucher eines Gastgebers, sondern der zahlende Gast stellte, desto wacher wird in uns die kleine Sehnsucht,
eines gastronomischen Betriebes gemeint ist. ab und zu dem allzu betonten, fortschrittlichen Heut
Liegt nicht eine fühlbare Unterscheidung schon in zu entrinnen und einen kurzen Abstecher in ver-
der Bezeichnung? Man spricht vom »Kunden« des gangene Tage zu tun. Man schelte den Menschen
Handwerkers, vom »Patienten« des Zahnarztes, vom nicht als sentimental, ungerecht oder unvernünftig,
»Besucher« eines Lichtspieltheaters, vom »Teilneh- der dies begehrt. Er weiß, daß auch das Verflossene
mer« eines Fußballkampfes, aber vom »Gast« eines seine Fehler und Nachteile hatte, mit denen er sich
Hotels, eines Kaffees, eines Speisehauses, eines kaum abzufinden vermöchte. Die freundliche Ein-
Wein- oder Bierlokals. Ja, man prägte sogar zu- kehr, die Behaglichkeit ist es, die er für die Ruhe-
sammenfassend einfach den Namen: »Gasthof« oder pausen des Tagewerkes zurückwünscht, die Vorzüge
»Gasthaus«. Es ist schade, daß dieses Wort ein wenig des Gasthofes, der auf eine persönlich abgestimmte
aus der Mode kam, denn es strahlt wie ein molliger, Bedienung hält, gegen die genormte Unterschieds-
dickbauchiger Kachelofen zur Winterzeit förmlich losigkeit des amerikanischen Schnellrestaurants,
alle jene tugendreichen Eigenschaften aus, von Selbstverständlich hat der Krieg in dieser Tradition
denen wir sprachen. Ein wenig altmodischer Reiz einen zeitbedingten Einschnitt und einen vorüber-
1943. VI.
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MUSTERGASTSTATTE DER FACHKLASSE FÜR KÖCHE UND KELLNER IN EINER BRESLAUER BERUFSSCHULE
GASTLICHKEIT ALS SCHULBEISPIEL
ARBEITEN VON OBERBAURAT SCHIRMER UND ARCHITEKT ARTUR ROTHER-BRESLAU
Es liegt ein Versprechen und eine Verpflichtung spielt hinein, wir meinen das kunstvoll geschmiedete
zugleich in dem Worte »Gast«. Es atmet Wärme Wirtshausschild vor der Tür in der Sonne gleißen
und Herzlichkeit, spricht von Behaglichkeit und Ver- oder sanft im Winde schwingen zu sehen, die kühle,
trautsein, von dem Gefühl, umhegt und umsorgt zu dämmrige Luft und den rundlichen, eilfertigen,
werden, von fast privater Atmosphäre und familiärem freundlich lächelnden Wirt . . .
Reiz, sogar dann noch, wenn nicht mehr der Be- Je mehr das Leben uns ins Tempo der Moderne
sucher eines Gastgebers, sondern der zahlende Gast stellte, desto wacher wird in uns die kleine Sehnsucht,
eines gastronomischen Betriebes gemeint ist. ab und zu dem allzu betonten, fortschrittlichen Heut
Liegt nicht eine fühlbare Unterscheidung schon in zu entrinnen und einen kurzen Abstecher in ver-
der Bezeichnung? Man spricht vom »Kunden« des gangene Tage zu tun. Man schelte den Menschen
Handwerkers, vom »Patienten« des Zahnarztes, vom nicht als sentimental, ungerecht oder unvernünftig,
»Besucher« eines Lichtspieltheaters, vom »Teilneh- der dies begehrt. Er weiß, daß auch das Verflossene
mer« eines Fußballkampfes, aber vom »Gast« eines seine Fehler und Nachteile hatte, mit denen er sich
Hotels, eines Kaffees, eines Speisehauses, eines kaum abzufinden vermöchte. Die freundliche Ein-
Wein- oder Bierlokals. Ja, man prägte sogar zu- kehr, die Behaglichkeit ist es, die er für die Ruhe-
sammenfassend einfach den Namen: »Gasthof« oder pausen des Tagewerkes zurückwünscht, die Vorzüge
»Gasthaus«. Es ist schade, daß dieses Wort ein wenig des Gasthofes, der auf eine persönlich abgestimmte
aus der Mode kam, denn es strahlt wie ein molliger, Bedienung hält, gegen die genormte Unterschieds-
dickbauchiger Kachelofen zur Winterzeit förmlich losigkeit des amerikanischen Schnellrestaurants,
alle jene tugendreichen Eigenschaften aus, von Selbstverständlich hat der Krieg in dieser Tradition
denen wir sprachen. Ein wenig altmodischer Reiz einen zeitbedingten Einschnitt und einen vorüber-
1943. VI.