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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Richly, Heinrich: Depotfund der Bronzezeit bei Jaroslavic in Böhmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0040
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6o

H. Richly Depotfund der Bronzezeit bei jaroslavic in Böhmen

lieh am rechten Ufer genommen hatte oder aber
erst hier (Jaroslavic gegenüber) von dem Haupt-
steige am linken Ufer abzweigte, die Moldau über-
schritt und die Richtung nach den aus der Bronze-
zeit bekannten Siedlungen bei KosteletzJ und nach
Überschreitung der Luznic zu den zahlreichen Wohn-
stätten, welche in die Bronzezeit zurückreichen und
demgemäß auch mit A rtefakten dieser Kulturperiode
versehen werden mußten, nördlich von Bechyn2) an
den Ufern des Flüßchens Smutnä eingeschlgen habe.
Die Richtung’, in der solche Ringe in der
Bronzezeit importiert wurden, weicht nicht be-
sonders von der der übrigen Steige ab, wie denn auch
solche Ringe häufig in Gesellschaft der verschieden-
artigsten Artefakte der Bronzezeit in Böhmen und
Mähren auftreten.
Ihre Verwendung (in Mähren sind über 1000,
in Böhmen über ioo Ringe nachgewiesen) ist
*) Woldrich (M. A. G.), Hügelgräber der Bronzezeit.
2) Hügelgräber der Bronzezeit etc. (Piö, Pamätky
XVII 1).

heute eine offene Frage, wenn die Vermutung, sie
seien Rohmaterial für die Verarbeitung1) zu anderen
Gebrauchssachen, namentlich Ringen und Nadeln,
als ungenügend oder unwahrscheinlich erachtet
werden sollte.
b In dem Depotfund von Nezdasov begegnen wir
auch in der Tat einem stielrunden, 21’5cw langen, 1 cm
dicken, scharf zugespitzten Bronzestab, der voraussichtlich
das Stück eines Ringes der vorbeschriebenen Gattung
vorstellt (Richly, Die Bronzezeit in Böhmen, Taf. XXIII 2)
und durch Anhacken und Abbrechen von ihm getrennt
und gerade gerichtet zu anderen Zwecken hergerichtet
wurde. Auch läßt sich nicht in Abrede stellen, daß der-
artige Ringe als vorbereitetes Material für Nadeln, Gelenk-
und Handringe der verschiedensten Art sehr geeignet er-
scheinen, da durch Glühen, Hämmern, Zerteilen, Umformen
und ähnliche, auch heute gebräuchliche Schmiedearbeiten
die verschiedenartigsten Artefakte — wie wir ihnen in der
Bronzezeit oft begegnen — mit geringer Mühe rasch und
ohne Materialverlust hergestellt werden konnten, endlich
auch dem auf Reisen oft gewiß sehr fühlbaren Mangel an
Gußformen abhalfen.
Konservator Heinr. RichlV
 
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