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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Gnirs, Anton: Eine vorrömische Nekropole innerhalb der Mauern des antiken Pola
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0044
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A. Gnirs Eine vorrömische Nekropole innerhalb der Mauern des antiken Pola

tierung, daß sie tatsächlich zu den Gebäuden der
antiken Porta Ercole-Gasse gehören. Von ihnen
wurden bei der Fortsetzung der Grabungen fol-
gende Bauteile bloßgelegt. Von dem Mauerwerk
ausgehend, wurden zwei durch eine schmale Wand
getrennte Räume mit einem weißen Mosaikboden
festgestellt, dessen Mittelfeld mit zwei schwarzen
Bordüren umsäumt war. Unterhalb des Mosaik-
bodens wurde ein Heizkanal bloßgelegt,1) der inner-
halb des bewohnten Raumes knapp an der Außen-
mauer dahinlief. Er ist mit mächtigen Ziegelplatten
eingedeckt, die auf Ziegelpfeilerchen aufruhen; auf
der Innern Seite diente die Kanalwand als Lager.
Die Eindeckung des Kanals trägt eine io cm
dicke Estrichschichte und auf dieser den Mosaik-
boden. Den interessantesten Teil dieser Heizanlage
bildet das aufgefundene Praefurnium, von dem aber
leider frühere Grabungen nur einen Teil übrig
gelassen haben. Den Heizraum bildete eine ein-
gewölbte Fortsetzung des Heizkanals; er ist im
Gegensatz zu diesem aus feuerfesten, fassonierten
Ziegeln hergestellt. Er liegt natürlich bereits außer-
halb des Wohnraumes. Beachtenswert ist ferner
die Bodenausschüttung- eines Raumes, der südlich
von den jetzt erwähnten Bauteilen liegt und eben-
falls für die späte Zeit seiner Errichtung Zeugnis
gibt. Derselbe ist in einer Tiefe von ungefähr
o'5 m mit einem abgeschlagenen Wandverputz aus-
gefüllt, der von den Wänden eines römischen
Wohnhauses augusteischer Zeit stammt. Die vielen
aufgelesenen Fragmente lassen auf große, in Grün,
Schwarz und Gelb gemalte Flächen schließen, die
durch breite, rote, weiß gesäumte Bordüren von
einander getrennt wurden. Die Farben haben sich
auf den Verputzstücken in großer Frische erhalten.
Zahlreiche Stücke von rotem Marmor und
Serpentin deuten auf inkrustierte Wände in dem
Hause, dessen Bauschutt bei dem späteren Baue
in Verwendung kam. Unterhalb der Fundamente
dieser römischen Bauobjekte lagert in einer Mäch-
tigkeit von nicht viel weniger als 2 m eine Auf-
schüttung aus zugeführter Terra rossa, aus der
manches Fragment römischer Tongefäße, Ziegel
und Amphorenscherben aufgelesen werden konnte.
Unter dieser römischen Schichte R traf man,
ungefähr 3 m von der innern Seite der Stadt-
mauer entfernt, auf eine trockene, aus Bruchstein

aufgeführte 1 w hohe Mauer. Sie bildete die Um-
fassung eines Kjökken-mödding KM, der zumeist
aus Asche, schichtenweise eingebetteten Holz-
kohlen, zersetzten organischen Substanzen und zu-
getragenen Steinen gebildet war. Der prähisto-
rische Charakter dieses Küchenabfalls verriet sich
erst, als die Arbeiter aus demselben ein kleines
Tongefäß herauszogen, das roh, aus bloßer Hand
gefertigt, in seiner Form an ähnliche kleine Henkel-
schalen erinnerte, die am Kastellier von Villa
nuova am Quieto gefunden wurden.1) Die sorgfäl-
tige Untersuchung der Einschlüsse des Kjökken-
mödding ergab zunächst eine Menge tierischer
Knochen, die von Mahlzeiten herrühren, Muschel-
schalen und Schneckengehäusen. Auch Artefakte
aus Stein oder Hirschhorn sind zahlreich festgestellt
worden. Von Gefäßresten und aus Ton verfertigten
Geg-enständen konnte eine große Anzahl gesammelt
werden. Eine Auswahl hier aufgelesener Knochen
wurde über Ansuchen der k. k. Z. K. im k. k. na-
turhistorischen Hofmuseum untersucht. Die zur Be-
stimmung vorgelegten Knochen enthielten folgende
Arten: Bos brachyceros, das kleinhörnige Hausrind,
vertreten durch Hornzapfen, Backenzähne und auf-
geschlagene Röhrenknochen. Capra hircus, die
Ziege, vertreten durch Hornzapfen von großen
Ziegenböcken, einen kleineren Hornzapfen, Unter-
kiefer, diverse Extremitätenknochen etc. Cervus
elaphus, der Edelhirsch, durch Geweihfragmente
und Extremitätenknochen repräsentiert. Sus scropha
domestica, das Hausschwein. Benagte Knochen
legen Zeugnis für die Anwesenheit von Canis
familiaris, dem Haushunde, ab.
An Conchylienschalen, die zahlreich sich vor-
fanden, wurden bestimmt: SpondylusgaederopusL.,
Venus verrucosa L., Cerithium vulg-atum Brug.,
Stenog-yra decollata L., eine in den Mittelmeer-
ländern gemeine, rezente Landschnecke. Zu er-
wähnen ist das besonders häufige Vorkommen von
Schalen der eßbaren Auster (Ostrea edulis) und von
Gehäusen der Napfschnecke (Patella vulgata L.),
die ja auch heute noch im Küstenlande gesammelt
und genossen wird.
Die g-rößte Überraschung brachte die Abgra-
bung der Schichte, auf der sich der Kjökken-
mödding aufbaute, als in deren obersten Partien
mächtige Steinplatten zum Vorschein kamen. Sie

1) Vgl. die beiden Schnitte auf Fig. 56.

b Hoernes M. A. G. XXIV 15 Fig. 159.
 
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