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H. SchmÖlzer Zur Baugeschichte des Palazzo vescovile in Cavalese
Fig. 235 Vom Friese des großen Saales im Palazzo vescovile in Cavalese
Gefängniszellen wurde ein Teil des Frieses bar-
barisch zerstört. Auch die ehemalige sicherlich
bemalte Felderdecke ist verschwunden, soweit sie
überhaupt zur Ausführung gelangt war. Das er-
wähnte Inventar nennt als weitere Ausstattung
dieses Saales:
Schagni dipinti n° quindese deli quali ne son
rotto otto,
Banche tra bone e rotte n° otto. Piche n° sette
dele quali ne son cinque senza ferri.
Nach dem Restaurierungsentwurf soll die ein-
gebaute Treppe wieder entfernt, der Fries an den
fehlenden Stellen ergänzt und eine nach alten
gleichzeitigen Mustern bemalte Felderdecke neu
hergestellt werden.
Der kleinere, an den großen Saal anstoßende
Saal des Südostflügels, im erwähnten Inventar von
1552 stua de sopra granda genannt, erlitt gleich-
falls durch späteren Einbau zweier Zwischenwände,
die nun ebenfalls entfernt werden sollen, eine gänz-
liche Umgestaltung. In einem dieser Räume ist
noch die ursprüngliche Bemalung der Decke er-
halten. Ebenso ist in einem andern Gemache der
alte gemalte Fries noch fast intakt vorhanden
und bedarf nur einer gründlichen Reinigung vom
anhaftenden Schmutz und Staub.
An diesen ehemaligen Saal reihen sich wie
im ersten Stocke noch zwei Gemächer, von denen
eines das Schlatgemach des Fürstbischofs gewesen
sein dürfte und nach dem Inventare von 1552 als
Einrichtung:
Una tavola quadra,
una littera can li soi banchali, uno letto con
el suo piumazzo pesa lib. settantotto
aufwies.
Für die Baugeschichte des Palastes und über
die näheren Umstände seiner innern künstlerischen
Ausgestaltung stehen uns nur ziemlich dürftige
Angaben zu Gebote. Die ursprüngliche Ausstattung
aller Räume unter Bischof Ulrich, dem Erbauer
des Palastes, und seinen nächsten Nachfolgern
dürfen wir uns als recht einfach vorstellen. Sie
konnte dem prachtliebenden Sinne des Kardinals
Bernhard von Oles selbst für einen vorüber-
gehenden Sommeraufenthalt nicht genügen, um
so weniger, als gar manches in der letzten Zeit
am Bau vernachlässigt gewesen und in Verfall
geraten zu sein scheint. Schon aus dem Jahre 1531
datiert eine Urkunde, welche zeigt, daß der Kar-
dinal, selbst während es in seinem Schlosse zu Trient
von Künstlern und Handwerkern wimmelte, welche
in dem Prachtbau des Castello del Buon Consiglio
einen der glänzendsten Fürstensitze schufen, auch
schon an den Palast in Cavalese dachte. Die Ur-
kunde1) führt die Aufschrift: Reparazione neces-
saria nel palazo del Rmo carle in Fieme und be-
zieht sich demnach zunächst weniger auf Neu-
b Statth.-Archiv in Innsbruck. Lateinisches Trientiner
Archiv, Capsa XII, Nr. 24.
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H. SchmÖlzer Zur Baugeschichte des Palazzo vescovile in Cavalese
Fig. 235 Vom Friese des großen Saales im Palazzo vescovile in Cavalese
Gefängniszellen wurde ein Teil des Frieses bar-
barisch zerstört. Auch die ehemalige sicherlich
bemalte Felderdecke ist verschwunden, soweit sie
überhaupt zur Ausführung gelangt war. Das er-
wähnte Inventar nennt als weitere Ausstattung
dieses Saales:
Schagni dipinti n° quindese deli quali ne son
rotto otto,
Banche tra bone e rotte n° otto. Piche n° sette
dele quali ne son cinque senza ferri.
Nach dem Restaurierungsentwurf soll die ein-
gebaute Treppe wieder entfernt, der Fries an den
fehlenden Stellen ergänzt und eine nach alten
gleichzeitigen Mustern bemalte Felderdecke neu
hergestellt werden.
Der kleinere, an den großen Saal anstoßende
Saal des Südostflügels, im erwähnten Inventar von
1552 stua de sopra granda genannt, erlitt gleich-
falls durch späteren Einbau zweier Zwischenwände,
die nun ebenfalls entfernt werden sollen, eine gänz-
liche Umgestaltung. In einem dieser Räume ist
noch die ursprüngliche Bemalung der Decke er-
halten. Ebenso ist in einem andern Gemache der
alte gemalte Fries noch fast intakt vorhanden
und bedarf nur einer gründlichen Reinigung vom
anhaftenden Schmutz und Staub.
An diesen ehemaligen Saal reihen sich wie
im ersten Stocke noch zwei Gemächer, von denen
eines das Schlatgemach des Fürstbischofs gewesen
sein dürfte und nach dem Inventare von 1552 als
Einrichtung:
Una tavola quadra,
una littera can li soi banchali, uno letto con
el suo piumazzo pesa lib. settantotto
aufwies.
Für die Baugeschichte des Palastes und über
die näheren Umstände seiner innern künstlerischen
Ausgestaltung stehen uns nur ziemlich dürftige
Angaben zu Gebote. Die ursprüngliche Ausstattung
aller Räume unter Bischof Ulrich, dem Erbauer
des Palastes, und seinen nächsten Nachfolgern
dürfen wir uns als recht einfach vorstellen. Sie
konnte dem prachtliebenden Sinne des Kardinals
Bernhard von Oles selbst für einen vorüber-
gehenden Sommeraufenthalt nicht genügen, um
so weniger, als gar manches in der letzten Zeit
am Bau vernachlässigt gewesen und in Verfall
geraten zu sein scheint. Schon aus dem Jahre 1531
datiert eine Urkunde, welche zeigt, daß der Kar-
dinal, selbst während es in seinem Schlosse zu Trient
von Künstlern und Handwerkern wimmelte, welche
in dem Prachtbau des Castello del Buon Consiglio
einen der glänzendsten Fürstensitze schufen, auch
schon an den Palast in Cavalese dachte. Die Ur-
kunde1) führt die Aufschrift: Reparazione neces-
saria nel palazo del Rmo carle in Fieme und be-
zieht sich demnach zunächst weniger auf Neu-
b Statth.-Archiv in Innsbruck. Lateinisches Trientiner
Archiv, Capsa XII, Nr. 24.