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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Weixlgärtner, Arpad: Johann Bergl
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0182
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A. Weixlgärtner Johann Bergl

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den Niederländer den übrigen Nationen voran.
Rubens malt den Neger, den Tiger, das Krokodil
und den Papagei und Rembrandt freut sich an den
abenteuerlichen Formen und der Farbenpracht
fremder Kostüme. Rubens ist auch meines Wissens
der erste, bei dem sich, wenn auch in abgekürzter
Form, eine im letzten Grunde ja sicherlich auf
antike Personifikationen zurückgehende Darstellung
der vier Weltteile findet, z. B. auf dem Wiener
Bilde, wo die vier Erdteile durch ihre Haupt-
ströme verkörpert sind. Dann gibt zwischen 1668
und 1678 Charles Lebrun an den Wänden des
Stiegenhauses im Schlosse zu Versailles die Völker-
schaften der vier Weltteile wieder und am Plafond
sie selbst, und zwar als Frauengestalten mit be-
zeichnendem Beiwerk. Von diesen durch die vor-
züglichen Stiche ungemein bekannt gewordenen
Kompositionen mögen Darstellungen wie jene
eines Unbekannten in einem Hause zu Nußdorf
bei Wien von 17161) oder wie jene Trogers in
der Altenburger Stiftsbibliothek, angeregt worden
sein. Seine mustergültige Fassung, und zwar als
Deckengemälde, erhält das Thema jedoch erst
durch Tiepolo, von dem es, wie wir gesehen
haben, Bergl übernimmt.
Die Gemälde, soweit ich sehe, abermals mit
Leimfarben gemalt, sind ungleich erhalten. Die
Decken sind naturgemäß am unversehrtesten ge-
blieben, die Wände jedoch, auch jetzt vielfach
abgerieben und bekritzelt, scheinen vor allem
unter einer Renovierung im Jahre 1835, von der
Schweickhardt spricht,2) gelitten zu haben. Man
beachte nur die vom Restaurator häufig falsch
eingesetzten Augen.
Bergl erhält gemäß den Eintragungen in den
Melker Baurechnungen außer den schon erwähnten
200 fl. noch am 14. Jänner 1764 200 fl., am
12. August „vor die Mahlerei im Sommerhaus den
noch stehenden Rest“, beziffert mit 350 fl. Die
Arbeit trug ihm also die nicht unbeträchtliche
Summe von 750 fl. ein.
1764. Gastzimmer im Stifte Melk
Über diese Arbeit, die gewiß wieder in, und
zwar nach dem dafür bezahlten Honorar zu
Von dieser Komposition erfuhr ich durch meinen
Freund Alois Trost.
2) V. O. W. W., IX (1837) 117.

urteilen, nicht unbedeutenden Wandgemälden be-
stand, läßt sich nichts Näheres sagen, da sie nicht
mehr erhalten und nur aus den Baurechnungen
des Stiftes bekannt ist. Diese vermerken unter
dem 1. Oktober einen Posten von 200 fl. für die
„angefangene Arbeit“ in den Gastzimmern und
unter dem 2. Dezember den „Überrest“ im Be-
trage von 300 fl.
Im ganzen hat das Stift Melk im Jahre 1764 auf
Malerei die beträchtliche Summe von 1268 fl. 25 kr.
und 2 Pf. ausgegeben, wobei natürlich alle Zu-
behör mit einbegriffen ist.
1764 oder 1765. Kirchen in Kleinmariazell und
Dornau
Noch im selben Jahre, da Bergl im Melker
Gartenpavillon arbeitete, oder das Jahr darauf
finden wir ihn abermals in einem Benediktinerstift
tätig, und zwar in dem 1782 aufgehobenen Kloster
Kleinmariazell unweit der Südwestbahnstation
Altenmarkt-Thenneberg.
Ich kann mich über diese Fresken, die sicher-
lich ein Hauptwerk Bergls ausmachen, kurz fassen,
da sie bereits von Otto Eigner ausführlich be-
sprochen worden sind.1)
Das Innere der Kirche, die ihre jetzige Ge-
stalt unter dem Abt Jakob Pach (1752—1782) er-
halten hat, übt auf den Eintretenden sowohl durch
ihre gewaltigen, aber überaus glücklichen Raum-
verhältnisse, als auch durch Bergls Fresken, die
im großen und ganzen vorzüglich erhalten sind,
einen starken Eindruck aus. Die Farben sind sehr
hell und ungemein lebhaft, ohne doch bunt und
schreiend zu sein. An den Wänden sind sie natur-
gemäß blässer und stumpfer als an der besser
geschützten Decke. In den vollständig ausgemalten
Pendentifs der Vierungskuppel zeigen sich Flecke,
die vorderhand allerdings noch nicht stören.
An den Seitenwänden des Hauptschiffes sind
in gemalten plastischen Umrahmungen, die an
jeder Seite einen adorierenden Engel zeigen, die
Anbetung der Hirten, die Darstellung im Tempel,
die Anbetung der hl. drei Könige und der zwölf-
jährige Jesus unter den Schriftgelehrten im Tempel
dargestellt. In dem Gewölbe über dem Musikchor
b Gesch. d. aufgehobenen Benediktinerstiftes Maria-
zell in Österreich, Wien, 1900, 297 f. u. 379 f.
 
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