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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Weixlgärtner, Arpad: Johann Bergl
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0184
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A. Weixt.gÄrtner Johann Bergl

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die Gemälde der Klosterkirche, natürlich aber noch I
im Jahre 1765 entstanden sind. Es sieht so aus,
als wenn der Maler in fliegender Hast und voll
Überdruß die Arbeit gemacht hätte, zu der ihn
eine Verpflichtung zwang.
In der ersten Kuppel ist die Anbetung des
Lammes durch die vierundzwanzig Ältesten dar-
gestellt, ein Vorwurf, den auch Troger bald nach
1732 in der Stiftskirche zu Altenburg1) und vor
1750 am Gewölbe des Langhauses des Brixener
Domes2) behandelt hatte, in der zweiten Kuppel
ist das Jüngste Gericht, an der schmalen Wölbung
vor der Apsis der hl. Geist und an der geraden
Schluß wand über dem Altar Gott Vater in der
Glorie gemalt. An den Decken der beiden Flügel
des Querschiffes sieht man Moses und die eherne
Schlange am Kreuze und Moses und die Schlangen
auf dem Boden. An dem Gewölbe, das den Musik-
chor trägt, ist Christus auf dem Ölberg dargestellt.
Der Fall unter dem Kreuz unterhalb des Chor-
geländers, von dem noch Eigner spricht,1) ist nicht
mehr vorhanden. Das Fresko an der einen Seiten-
wand des Schiffes (Evangelienseite) stellt die
Geißelung dar. Die Dornenkrönung gegenüber
war, als ich die Kirche besuchte, verhängt und
verstellt. Ein hl. Leonhard und ein hl. Florian über
den Türen rechts und links im Presbyterium sind
nicht nur elend erhalten, sondern überdies noch
arg überkleckst; sie haben wohl überhaupt nichts
mit Bergl zu tun.
Zwischen 1765 und 1767. Schottenabtei in Wien
Zwischen 1765 und 1767 war Bergl abermals
für ein Benediktinerstift, und zwar für das Schotten-
kloster in Wien tätig, wo er den Plafond des
neuen Bibliothekssaales ausmalte.2) Leider existiert
die Malerei nicht mehr, da die alten Räume dem
von 1827 bis 1835 aufgeführten neuen Konvents-
gebäude weichen mußten.3) Auch über den Gegen-
stand der Bilder ist nichts bekannt.

1) Dolt.mayr, Ber. u. Mitt. d. Altert.-Ver. zu Wien, 1. c.
2) Dollmayr, M. C. C., 1. c.
b 1. c., 301.
2) Ernest Hauswirth, Abriß einer Gesch. der Benedik-
tinerabtei ... zu den Schotten in Wien, Wien, 1858, 147
u. Anm. 4.
3) Hauswirth, 1. c., 164.

1766. Schloß Pielach
Im Jahre 1766 hat Bergls Pinsel abermals für
den Melker Abt zu schaffen. Es galt, das ganze
obere Geschoß des neu erbauten Sommerschlößchens
in dem unweit von Melk gelegenen Pielach mit Ge-
mälden auszuschmücken.1)
In dem kleinen Raume, der seinerzeit — das
Schloß ist zwar noch immer Eigentum des Stiftes,
ist aber gegenwärtig an Private vermietet — als
Kapelle gedient hat, ist an der Wand noch deutlich
der Platz sichtbar, wo der Altar stand. Um den
Fleck, vor dem sich das Altarblatt befand,2) ist
ein Vorhang gemalt, der von anbetenden Engelchen
gehalten wird. An der Wand gegenüber schweben
zwei Putti, von denen der eine das Allerheiligste
und der andere Meßbuch und Glocke trägt. An
der flachen Kuppel ist die Dreieinigkeit, umgeben
von Engeln dargestellt. Eine Verputzung, die viel-
leicht auf eine Beschädigung durch die Franzosen
im Jahre 1809 zurückgeht, läßt von zwei Putti nur
wenig mehr sehen.
Sonst sind diese Malereien ebenso wie die
übrigen im Schlosse sehr gut erhalten. Daß hie
und da die Farbe etwas abgewetzt und manchmal
das Rot im Fleische blau geworden ist, stört wenig.
Die Gemälde sind wieder keine Fresken, sondern
anscheinend mit Leimfarben hergestellt.
In dem an die Kapelle anstoßenden Zimmer
befinden sich an den Wänden vier Bilder in ge-
malten Rahmen: der Gekreuzigte, der hl. Benedikt,
die Mutter Gottes mit dem Kinde und der hl. Kolo-
man. Um diese Bilder herum sind leicht hinge-
worfene Tropenlandschaften zu sehen. In der
blauen Luft der Decke fliegen Vögel.
Gerade dieser Raum gibt vielleicht die beste
Vorstellung von der Art, auf welche Bergl die
Gastzimmer des Stiftes Melk ausgemalt hat.
Im großen Saale des Schlosses ist an der
Schmalwand, durch welche man hereintritt,
Aaron am Altar, umgeben von den Söhnen
Israels, dargestellt. In der einen Ecke wird ge-
tafelt, in der anderen ist das Volk teils ruhig ge-
lagert, teils umtanzt es das goldene Kalb. Im
1) Keiblinger, 1. c., I. Bd., 1. Abt., 1011 u. II. Bd., 1.
Abt., 239.
2) Diese Tafel, die noch Keiblinger bekannt war, seit-
her aber verschollen ist, war eine Kopie von der Hand
Bergls nach dem Kroissenbrunner Gnadenbild.
 
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