Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

DOI Artikel:
Weixlgärtner, Arpad: Johann Bergl
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0197
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
373

A. Wkixlgärtner Johann Bergl

374

Säulen, (dem Zirkel, Richtscheit und Senkblei
kenntlich.
In dieser Gruppe lösen s;ch auch für den
flüchtigen Betrachter drei Köpfe als deutliche
Porträte von den übrigen los. Die Vermutung,
daß sich Bergl, ähnlich wie es wohl auch Gu-
glielmi auf seiner Darstellung der Philosophie
tat, in dem Maler selbst porträtiert hat, wird
durch einen Vergleich mit dem Malerbildnis an
der Wand des Melker Gartenpavillons zur Gewiß-
heit erhoben. Obwohl der Meister während der

neun Jahre, die zwischen beiden Arbeiten liegen,
auffallend stark gealtert ist, läßt sich doch die


Fig. 241 Bergls Selbstporträt im Augustinersaal
der k. k. Hofbibliothek

Ähnlichkeitder beiden Antlitze nicht verkennen. Hier
wie dort die etwas rasche Verjüngung von den
Backenknochen zum Kinn hinab, die gleich hohe
schnell zurückweichende Stirn, dieselbe gerade
vortretende Nase, die nämlichen Fältchen um die
Mundwinkel. Aber die neun Jahre, in denen Bergl
wohl die Hauptarbeit seines Lebens leistete,
haben vielleicht im Verein mit dem Leberleiden,
dem er später erlag, die Züge merklich verändert.
Die Fülle des Melker Gesichtes ist verschwunden,
stark stehen über den eingefallenen, schlaff ge-
wordenen Wangen die Jochbeine hervor, und die
Nase hat sich auffällig zugespitzt. Der feste,
scharfe Blick ist trüb geworden, die Entschlossen-
heit, die dort um den Mund lag, hat hier einem
beinahe müden Zuge Platz gemacht.

Von den beiden Geistlichen war der als Mecha-
niker und Mathematiker charakterisierte verhält-
nismäßig leicht zu eruieren. Es ist Frater David
(Rutschmann) a S. Cajetano, der berühmte Schwarz-
wälder, der als Tischlergeselle nach Wien kam
und zuerst wegen seiner Geschicklichkeit im Aug'u-
stinerkloster zu Maria Brunn Aufnahme fand, von
w’o er später in das Kloster nächst der Burg kam.
1754 legte er die Gelübde ab. Sein Ruhm ist vor allem
an die Verfertigung jener astronomischen Uhr ge-
knüpft, von der wir schon anläßlich der Auktion
im Jahre 1829 erfuhren und die sich heute im
Stifte Zwettl befindet.1) Fiedler gedenkt2) im An-
schluß an die Stelle, in welcher er die Kloster-
bibliothek rühmt, noch einmal Frater Davids, von
dem er schon früher 3) gesprochen hatte, als eines
„ohnehin unter den Mathematikern und Mecha-
nikern so sehr berühmten“ Mannes, „der die beyden
Kabinetchen mit Instrumenten versah“ und gibt
dann eine knappe Beschreibung der Uhr.4) Den
Beweis für die Identität des an der Decke des
Augustinersaales Dargestellten mit dem gelehrten
Mönche erbringt ein anonymer Stich in Punktier-
manier, der zu Beginn des XIX. Jahrhunderts ent-
standen, den Namen des Porträtierten mitteilt und
augenscheinlich auf Grund von Bergls Bildnis ge-
macht wurde.5) Frater David ist auf dem Fresko
siebenundvierzig Jahre alt.
’) S. Monatsbl. des Altert.-Ver. zu Wien, Wien, 1896
V, 29 f. Vgl. auch S. 21 u. 72 desselben Bandes.
2) 1. c., 204.
3) 1. c., 4.
4) Über Frater David vgl. Wurzbach, Biogr. Lex.,
Wien, 1858, III, 177 f.
In dem den Akten des Obersthofmeisteramtes bei-
liegenden Auszug aus dem Inventar, das schon am
27. August 1814 von der n.-ö. Landesregierung über das
Augustinerkloster aufgenommen wurde, kommen außer
der Uhr noch folgende von Frater David verfertigte oder
besessene Gegenstände vor: ein großer Tubus, mehrere
Kupferstiche des Uhrblattes samt Beschreibung, eine gip-
serne Büste des Fraters, nach welcher wahrscheinlich die
in der Fideikommißbibliothek aufbewahrte Pinselzeichnung
gemacht wurde, ein mechanisches Kugelspiel und eine
Luftpumpe mit messingenem Triebwerk.
5) Zu diesem Stiche gibt es ein Pendant, das Andreas
Stütz, gleichfalls einen Augustiner, darstellt. Der Stich
rührt von derselben Hand her, zeigt die nämliche Technik,
die gleichen Bild- und Plattenmaße, dasselbe Oval mit
demselben Rand und die nämliche Schrift. Ob beide
Blätter etwa für ein Werk über berühmte Augustiner be-

24'
 
Annotationen