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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Weixlgärtner, Arpad: Johann Bergl
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0198
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A. Weixlgärtner Johann Bergl

In starkem Kontrast zu den versonnenen und
etwas abgehärmten Zügen des Gelehrten in der
dunkeln Tracht der Laienbrüder seines Ordens




Fig. 243 F. David Rutschmann und P. Angelus Obrist

steht das volle, zugleicn verschmitzt und behaglich
lächelnde Antlitz des zweiten Geistlichen in der

roten Gewandung. Das sind die Züge eines welt-
erfahrenen, lebensklugen Mannes, der irdischen
Freuden nicht abhold ist, aber auch Tatkraft und
Schlauheit besitzt. So könnte man sich das Gesicht
eines Diplomaten denken. Wer der Dargestellte
ist, läßt sich, da es mir trotz aller Mühe nicht
gelang, eine bestimmte urkundliche Nachricht oder
ein beweisendes Porträt zu finden, wohl nur er-
schließen, doch kann, glaube ich, bereits nach
dem, was wir von der Entstehung des Bibliotheks-
saales wissen, kein Zweifel darüber bestehen, daß
wir hier P. Angelus Obrist vor uns sehen, von
dem Fiedler x) sagt, daß er „eben den itzigen so
herrlichen Büchersaal, als in manchem Anbetrachte
gewiß sehenswürdigen, mit allen Nebenkammern
etc. dem Gebäude nach ganz aufgeführt“ und von
dem es im Protocollum am Schlüsse des Jahres 1773
heißt: „NB. Eß wäre zwar hier Orthß noch ein-
zushalten jener unermüethete Fleisß, mit welchen
der Wohl. Ehrw. Patter Angelus ä S. M. Magda-
lena Emeritierter Prior und würklicher Provincial
Definitor in dem Wienerischen Hofkloster die
uerherrlichung kurzerwöhnten Closters Bibliothekß
Bau auf sich genohmen, insonderheit da seine
sorgfältigste einsicht dero unuermeydentlichen er-
folgenden uerwüstung noch zur Zeit der uermitt-
lung endeket; und in Wahrheit diseß Werk mit
solcher Herzhafftigkeit angegriffen, welche ihme
der Göttliche Beystandt zur Zirde und Nuzen dess
Closters, uertrauensuoll eingeflösset, die weillen
aber solche uollständig nicht uor heüer uerfertiget
so wird solcheß im folgenden Jahr umbständlich
beygebracht.“
Das Gemälde zählt durchaus nicht zu Bergls
besten Schöpfungen, es läßt sich im Gegenteil
daran ein Rückschritt des malerischen Könnens
feststellen. Die Farbengebung ist nicht mehr so
harmonisch wie früher, weniger leicht und hell
als selbst auf den Fresken in Dreieichen und im
Melkerhof, besonders die Partie nächst der Schmal-
wand gegen den Kaisergarten zu ist schwer und
dunkel geraten. Der Fleischschatten zeigt häufig
ein unangenehmes Gelbbraun. Auch die Kompo-
sition ist weniger lebendig und abwechslungsreich
und entwickelt sich nicht mehr so ungezwungen,
wie es bei früheren Werken Bergls der Fall war.

stimmt waren, das vielleicht niemals zustande kam, ver-
mag ich nicht zu sagen.

*) 1. c., 203 f.
 
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