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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

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Michaelis, Adolf: Die sogenannten ephesischen Amazonenstatuen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0061

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Michaelis, Amazonenstatuen.

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der Durchbildung aber, neben den grofsen durch die Lage des Gewandes gebildeten
Falten auch die kleineren Kräuselungen des Stoffes selbst zum Ausdruck zu bringen,
ist schon den Giebelfiguren des Parthenon, namentlich der liegenden Frauengestalt
des Ostgiebels, nicht fremd, wenn auch nicht so weit durchgeführt wie in der
Bronzestatue unserer Amazone. — Endlich darf bei der Zeitbestimmung nicht über-
sehen werden, dafs der Köcher mit untergebundenem Bogen nur der älteren Kunst
angehört und sich, so weit ich sehe, kaum iiber das fünfte Jahrhundert hinaus wird
nachweisen lassen.

Somit glaube ich, dafs auch in diesem Punkte Klügmann richtiger geurtheilt
hat als seine Nachfolger und dafs er wohl that die Entstehung unseres Typus nur
etwas später als die der verwundeten Amazonen anzusetzen. Die Frage nach dem
Urheber läfst sich meines Erachtens nicht entscheiden. Müllers früher mehrfach
befolgte Zurückführung auf Phidias ist, auch von dem jüngeren Stilcharakter abge-
sehen, unhaltbar; die lange Stange oder Lanze ist kein Sopaxiov, das Ansetzen der-
selben zum Sprunge ist lcein s-spstösaöai, und die dpii.o-j'Yj des Mundes an dem Pet-
worther Kopf konnte Lucians Lykinos schwerlich geneigt sein in sein Idealbild zu
versetzen, da die etwas unfreundliche Energie dieser geschlossenen Lippen zum
Obergesicht der Knidierin gar zu übel gepafst haben wiirde. Aber auch Stron-
gylions suxvrjuos kann es nicht wohl sein; nicht sowohl weil man eher den Namen
sup.rjpo; erwarten würde, sondern weil nach Urlichs’ und Hoffmanns, auch von Klüg-
mann später als richtig anerkannter Bemerkung Plinius Worte in comitatu Neronis
principis circumlatam mit Nothwendigkeit auf eine Statuette führen31. Auf Phrad-
mon zu rathen liegt natürlich gar kein Anhalt vor. Damit fällt denn auch jeder
Grund fort das Original unserer Figur unter den Bildwerken des ephesischen Arte-
mision zu suchen, was mir für die Originale der vier von Plinius genannten Meister
allerdings als einziger fester Kern der von ihm erzählten Anekdote festgehalten
werden zu müs_sen scheint.

Ad. Michaelis.

31) Urlichs in der Chrestom. Plin. zur Stelle. Hoff- 104 Anm.

mann Philol. XXIII, 402. Klügmann ann. 1872, 114.

Overbeck Plastik I3, 476 Anm.

Jahrbuch des archäologischen Jnstituts I.

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