Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

DOI Artikel:
Fränkel, Max: Geweihter Frosch
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0063

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Fränkel, Geweihter Frosch.

49

Strichelchens vorhanden, vielmehr erscheint hier die Oberfläche intact: die scharfe
Deutlichkeit jener Vertiefung wird durch späteres Kratzen in eine kleine Verletzung
hervorgebracht sein, wie es, um die Inschrift lesbarer zu machen nach gerade an
dieser Stelle unverkennbarer Spur sicher stattgefunden hat.

Wir können demgemäfs die Lesung dieser Zeile mit Wjxtov Ztuvoou, offenbar
Name und Vatername eines Weihenden, als ganz zuverlässig bezeichnen. Auf
Grund dieses Ergebnisses sind wir in der Lage die Heimat des kleinen Denkmals
mit vollkommener Sicherheit zu bestimmen. Dafs die Formen und der Ductus der
Buchstaben in recht alte Zeit verweisen, ist ohne weiteres einleuchtend; die Inschrift
kann nicht später angesetzt werden als in die erste Hälfte des fünften Jahrhunderts.
Finden wir dabei im Genitiv des Vaternamens das nichtdiphthongische ou schon OV
geschrieben, so werden wir für die Herkunft unseres Denkmals dahin gewiesen, wo
diese Schreibung in alter Zeit allein iiblich war: nach Korinth und seinen Colonien.
Dieser Bestimmung entspricht auch das zweite durch die Schrift gebotene Kenn-
zeichen: die Anwendung der aufrechten Form des vierstrichigen Sigma in so früher
Zeit. OV findet sich in notorisch sehr alten Inschriften von Korinth und den korinthi-
schen Colonien, so in der Peraea Inscriptiones antiquissimae 18, in Korlcyra in der
Bustrophedon-Inschrift 340 und der linksläufigen 342, auf der in Olympia gefundenen
Lanzenspitze 24; vierstrichiges Sigma wurde nach der Helmaufschrift des Hieron (510)
schon 01. 76, 3 in Syrakus geschrieben, es steht in Inschriften sehr alten Charakters
von Korkyra (345—347), Selinunt (515 — 517) und Anaktorion (330); in Akrae haben
wir OY und £ neben einander in der Bustrophedon-Inschrift 507 ’. Da die Colonien
durch die Angabe des Verkäufers ausgeschlossen sind, so werden wir nicht zweifeln
können, dafs unser kleines Denkmal aus Korinth selbst stammt.

Die Sicherheit, die wir über die Herkunft der Inschrift aus der einen Zeile
gewonnen haben, wird uns für die Lesung der zweiten zu gute kommen. Kein
Zweifel kann über die letzten 5 Zeichen obwalten; das schliefsende Iota ist in einem
kleinen aber sicheren Rest erhalten. Auch dafs der zweite Buchstabe ein Omikron
war, ist kaum fraglich, obwol es nicht regelmäfsig geraten und das Innere des
Rundes zerfressen ist. Viel schwieriger ist der erste Buchstabe zu bestimmen:
sicher ist die erste von links unten nach rechts oben gehende Hasta, der oben an
dieselbe anschliefsende kleine Bogen und der von diesem aus nach unten gehende
kurze Strich; von der bogenförmigen Spur, die unten links an die zuerst genannte

’) In der zuerst Bullettino d. Inst. 1865 p. 241 ver-
öffentlichten korinthischen Inschrift, welche auf
einer Vase des Exekias von ihrem Besitzer ein-
geritzt, also frühestens diesem Maler gleichzeitig
ist, wird Sigma noch M geschrieben. Kirchhoff
(Alphabet S. 91) setzte den Exekias in die erste
Hälfte des fünften Jahrhunderts; nach den seit-
dem gemachten epigraphischen Entdeckungen
wird aber die Bestimmung von Klein (.Annali
1877 p. 255h) richtiger sein, nach welcher die
Tätigkeit des Exekias mit dem Beginn des

fünften Jahrhunderts abschliefst. Auf die Chro-
nologie der für die Oeffentlichkeit bestimmten
Inschriften wird übrigens aus solchen Einritzun-
gen nur mit der äufsersten Vorsicht geschlossen
werden dürfen, wie jetzt Köhler gezeigt hat
(Mittheilungen X S. 359 ff•), dafs für Athen selbst
die Gleichstellung der Grabinschriften mit den
übrigen ein grofser Irrtum war. Bei Röhl
Inscr. a.7itiq. 22 ist aus Kirchhoffs auf Schätzung
beruhendem Ansatz des Exekias ein constat ge-
worden.

4*
 
Annotationen