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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

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Fränkel, Max: Geweihter Frosch
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https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0066

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Fränkel, Geweihter Frosch.

52

Als für sich bestehendes Weihgeschenk hat unser Frosch einen bronzenen
Genossen wenigstens in der Literatur: dieser war nach einem dem Platon zuge-
schriebenen Gedichte (Anthol. Pal. VI 43) von einem durstigen Wanderer den
Nymphen dargebracht worden, da Froschgequak ihn zu einem Wasser geführt hatte.
Von einem nur als Ornament auf dem Boden eines silbernen Mischgefässes gebil-
deten Frosche, der also beim Gebrauche des Gefäfses in dem ihm zukommenden
Elemente der Feuchtigkeit erschien, wissen wir durch ein Epigramm des Antigonos
von Karystos9. Ist dies schon ein groteskes Motiv, so mufs sich das arme Tier in
der etruskischen Kunst eine vollends bizarre Rolle gefallen lassen: hier ruhen öfters
die Löwenfiifse von Geräten, so der ficoronischen Ciste und mehrerer Dreifiifse, auf
seinem Leibe aus, den sie doch nur platt drücken könntenV Die Menge der uns
aufbewahrten plastischen Darstellungen des Frosches verdanken wir jedoch der
apotropäischen Kraft, die ihm beigemessen wurde11. Der Frosch und die Eidechse,
welche in den von der Portikus der Octavia in Rom eingeschlossenen Tempeln
an Säulenbasen angebracht waren, sind offenbar ebenfalls übelabwehrende Symbole
gewesen; sie etwa als Symbole des Apollo aufzufassen geht deshalb nicht an,
weil diese Tempel dem Iupiter Stator und der Iuno gehörten12; Plinius (36, 42)
weifs für die beiden Tiere keine bessere Erklärung anzuführen als dafs sie die
redenden Signaturen zweier Baumeister Sauras und Batrachos gewesen sein

sollen. Die apotropäische Natur auch der Eidechse steht fest13; mit dem

Frosche vereint findet sie sich in diesem Sinne auf den Gemmen bei Pas-

seri, Thesaurus gemmai'um astriferarumY tav. 156 und Jahn, Berichte der sächs.
Gesellschaft 1855 Taf. III, 5 und 6. Um so gewisser wird unsere Deutung
erscheinen, als es aufser jenem literarisch iiberlieferten auch erhaltene Beispiele
für die Zusammenstellung der beiden Tiere gerade an Architekturteilen giebt:
das Kapitell in San Lorenzo fuori le mura, das bei Winckelmann, Monumenti
inediti Taf. 206 abgebildet ist14 und die Rosette aus Tivoli bei Visconti, Museo Pio
Clementino I tav. A. VI, 10, wo die gleichfalls als apotropäisches Symbol bekannte
Biene hinzutritt.

Es darf nicht verschwiegen werden, dafs unser Frosch, obwol er jetzt,
wo ihm die Zeit annähernd zu seiner natürlichen Färbung verholfen hat, eine

ganz gute Figur macht, doch wenig correkt gebildet ist: seine hinteren Extre-
mitäten sind nämlich um ein ganzes Glied zu lcurz geraten, da bei dem wirk-

an der zweiten werden sie gar nicht genannt:
der Philosoph war wol der Meinung, dafs durch
die Erklärung des einen Wassergeschöpfes das
andere miterklärt sein würcle. Nach Aelian 12, 9
hafst und fürchtet der Frosch die Wasserschlange
in hohem Grade, daher er sie durch vieles Quaken
seinerseits zu erschrecken suche. Demnach hat
die Wasserschlange die Beziehung zur Propheten-
gabe desFrosches, dafs sie ftir die Vermehrung
seines Geschreies, durch welche sich dieselbe
äufsert, die Ursache sein kann.

9) Anthol. Pal. IX 406; vgl. Wilamowitz, Antigonos
S. 169 h

10) S. Otto Jahn, die ficoronische Ciste S. 36 f.

u) Otto Jahn, Berichte der sächsischen Gesellsch.
d. AVissensch. 1855 S. 99ff. A. Michaelis, Ar-
chäolog. Zeitung XXI S. 43.

12) Vitruv III 5. Plinius 36, 43.

13) S. Jahn a. a. O.

14) Vgl. Winckelmann Momimenti inediti p. 269 und
Anmerkungen über die Baukunst des Alten
(Werke von Fernow I) S. 379 ff.
 
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