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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

DOI Artikel:
Wolters, Paul: Mitteilungen aus dem British Museum, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0070

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56

Wolters, Mitteilungen aus dem British Museum.

33. Dütschke, Antike Bildwerke in Oberitalien III 9. V 334. Sicher werden sich
noch weitere Repliken erhalten haben; besonders zu wünschen wäre die Auffindung
einer Copie der ganzen Statue, die ich augenblicklich nicht nachzuweisen vermag.
Ein genaueres Eingehen auf die erhaltenen Repliken ist bei den durchaus ungenügen-
den Abbildungen nicht möglich.

Die Deutung dieser Büste ist sicher, es ist der jugendliche Herakles. In
dem Kranz, mit welchem sein Haupt geschmtickt ist, läfst sich das Laub der Weifs-
pappel nicht verkennen, und damit ist clie Benennung gesichert, obwol uns vielleicht
der Charakter des Kopfes etwas zu jugendlich, zu schwärmerisch und weichlich
erscheinen mag. Sicher sind die oben berührten Abweichungen von dem Praxi-
telischen Jünglingsideal aus dem Streben hervorgegangen, dem jugendlichen Herakles
wenigstens etwas mehr von jener körperlichen Wucht zu geben, die ihn sonst kenn-
zeichnet. Bei dem erstbesprochenen, dem Aberdeen’schen Kopf, ist die Deutung
leider nicht so sicher. Liefse sich beweisen, dafs auch er den Pappelkranz getragen,
so wäre die Frage entschieden; so lange aber dies nur Möglichkeit bleibt, wird man
den so zarten, feinen Charakter des Kopfes als Bedenken gegen die Deutung auf
Herakles festhalten miissen. Ich ziehe es deshalb vor, in ihm das Bild eines sieg-
reichen Jünglings zu erkennen.

II.

ZUR GIGANTOMACHIE VON PRIENE.

Unter den erhaltenen Darstellungen der Gigantenschlacht ladet keine so zu
einem Vergleich mit dem Pergamenischen Friese ein, steht keine ihm in der ver-
hältnifsmäfsig grofsen Ausdehnung und dem monumentalen Charakter so nahe, wie
die Reliefreste, welche 1869 durch Pullan in den Trümmern des Athenatempels zu
Priene entdeckt und bald darauf ins Britische Museum versetzt wurden, mag auch
die Kluft zwischen dem Pergamenischen Weltwunder und dem in bescheidenen
Verhältnissen angelegten, das übliche Mafs durchaus nicht iiberschreitenden Werke
von Priene eine sehr grofse bleiben. Die auffällige Übereinstimmung einzelner
Gestalten in den Reliefs beweist einen Zusammenhang zwischen beiden, den man
sich als mittelbare oder unmittelbare Abhängigkeit vorstellen wird, und die Frage,
auf welcher Seite nun die Priorität der Erfindung sei, drängt sich um so mehr auf,
als wir anscheinend in der glticklichen Lage sind diese Frage auf rein geschicht-
liche Gründe gestützt zu entscheiden. Der Tempel zu Priene ist noch von Alexan-
der geweiht worden (vgl. Dittenberger Sylloge 117. Antiquities of Ionia IV S. 23);
gehörten die Reliefs zu diesem Bau, so wäre ihre Entstehung vor 323 gesichert und
damit ihre Priorität vor dem Pergamenischen Friese, und wir müfsten, so hart es
uns vielleicht ankäme, die Pergamenischen Kiinstler von dem verhältnifsmäfsig unter-
geordneten Werke in Priene abhängig denken. Overbeck hat (Plastik3 II S. 103)
diesen Schlufs gezogen, und die Prienische Gigantomachie als eine der Hauptquellen
fiir die Pergamenische in Anspruch genommen; Bedenken dagegen hat Furtwängler
(Arch. Ztg. 1881 S. 307) geäufsert; namentlich erklärte er den Stil der Prienischen
 
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