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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

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Svoronos, Johannes N. A.: Scenen aus der Ilias auf einem etruskischen Sarkophage
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https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0224

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208

Svoronos, Scenen aus der Ilias.

ihn für den König einer der streitenden Parteien anzusehen, auch daran, dafs der
Durchmesser seines Schildes merklich gröfser ist als der der übrigen Schilde: ich
möchte mit Kebriones sagen (V. 526—527):

su os [j.iv s'yvouv
supu Y«p djJLCp’ oip.oicfiv e/ei cdxoc.

Zeus, der den Trojanern den Sieg verleihen will, entmutigt Aias, dafs er zu-
rückweicht. Eurypylos kommt ihn zu Hilfe; er tötet einen der Troer (V. 575—580),
aber Paris richtet seinen Bogen auf ihn

xat jj.iv ßdXs p.Tjpöv oictoo
Ssctov exXdci}'/] Oc 8öva£, sßdpuvs os jj//]pov,
afy 0’ stdpouv sic sövoc eydCsto xrjp’ dkssivojv. (V. 583—585-)

Sehen wir nun den Krieger No. 6, am Schenkel verwundet und daher
mühselig mit beiden ITänden auf seine Lanze gestiitzt, sich aus dem Getümmel
schleppen, indem er so gut als möglich sich mit seinem Schild gegen einen Gegner
(No. 7) verteidigt, der ihn mit gezücktem Schwerte angreift, so möchten wir in
diesem Verwundeten Eurypylos erkennen. Dafs sein linker, nicht wie bei Homer
sein rechter Schenkel verwundet ist, erklärt sich leicht aus technischen Gründen;
wesentlicli ist die Abweichung, dafs nicht ein Pfeil, sondern ein Speer die Ver-
wundung hervorgebracht hat; doch stimmt wieder zu dem exXdcib] Homers der Um-
stand, dafs der Speer zweimal gebrochen im Beine haftet. Ich möchte glauben,
dafs wir hier eine Abweichung unseres Reliefs von seiner griechischen Vorlage zu
erkennen haben: möglicherweise hat der Sarkophagarbeiter den in dieser dargestellten
Paris der Raumersparnifs wegen fortgelassen, und als der Bogenschütze fortfiel, auch
den Pfeil in die gewöhnlichere Waffe ändern zu mlissen geglaubt.

Zwischen dem mutmafslichen Eurypylos und Aias, die beide bärtig darge-
stellt sind, sieht man einen jungen Mann (No. 5), der von vorn gesehen, das Haupt
von einem Treraco? bedeckt, mit einem Fell bekleidet ist, während das Wehrgehenk
ihm vom Rücken herabhängt. Er hält in der Linken einen Bogen und zwei Pfeile,
in der Rechten eine Muschel, in welche er mit aller Kraft hineinblästh Wir haben
also einen Bogenschiitzen vor uns: Paris, nach der Verwundung des Eurypylos ein
iTuvix7]xijptov blasend, kann es nicht sein, da der Petasos ihn als Griechen kennzeichnet.
Sein Platz hinter dem Schilde des Aias (utt’ Aiavxo? aaxe'i TeXap-toviÖao 0 267) läfst
uns an Teukros denken, den berühmten Bogenschiitzen, den xaaqvrjxoc xat oiraxpos
cles Aias (M 371), der stets an seiner Seite kämpft. Aber warum bläst er auf der
Muschel? Als Eurypylos, so sagt uns der Dichter, venvundet und gezwungen war,
Aias in einer so gefahrvollen Lage zu verlassen

rjuasv ös otaTTpuatov Aavaofat Ysytovöc’

OJ tptTot ’ApyStOJV 7]Y7]X0p8C 7]Bs pööovxsc,
axry’ sXsXtyDsvxsc xat apuvsxs v/]Xssc rjpap
AtavtT, oc ßsXssat ßtaCsxat xxA. (V. 586 ff.)

4) Die Muschel als Blasinstrument ist ein Anaclrronismus, cla sie sicli bei Iiomer nicht findet.
 
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