Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

DOI Artikel:
Kalkmann, August: Aphrodite auf dem Schwan
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0275

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kalkmann, Apkrodite auf dem Schwan.

259

in Erinnerung gebracht werde. In der Mitte sitzt neben einem mit Binden ge-
schmückten Omphalos Apollo, einen Lorbeerzweig in der Rechten haltend; er
scheint einem ihnl gegenüber stehenden, durch Scepter ausgezeichneten bärtigen
Mann zuzuhören, vermuthlich Zeus, der das linke Bein aufstiitzt und die Rechte im
Gespräch erhebt. Zwischen diesen beiden Figuren bemerkt man in der Höhe eine
auf einem fliegenden Schwan sitzende reich bekleidete Frau mit einem Scepter, und
weiter rechts Hermes, ihren Geleiter. Zu beiden Seiten des Bildes endlich ist noch
je eine nach der Mitte umschauende Frau dargestellt, die ebenfalls Scepter zu fiihren
scheinen. — Benndorf erkennt eine Vorbereitung zum Paris-Urtheil: Zeus beratli-
schlagt mit Apollo; den Rathschlufs offenbaren die iibrigen Figuren, indem sie ihn
ausfiihren, Hermes mit den drei Göttinnen, die sich zum Zug nach dem Ida rüsten;
rechts sei Athena, auf dem Schwan Aphrodite, und neben Zeus Hera vorgestellt.
Dieser Auffassung stehen die gewichtigsten Bedenken entgegen, weil sie weder
durch literarische Zeugnisse noch durch Analogien aus der bildenden Kunst gestiitzt
wird. Ein entscheidender Grund liegt nicht vor, der erlaubte, mit Benndorf an den
Eingang der Kyprien zu erinnern, wo Zeus mit Themis iiber den troischen Krieg
berathschlagt, da im Bilde nicht Themis sondern Apollo erscheint; andrerseits
sehen wir auf Darstellungen des Paris-Urtheils Aphrodite nie von einem Schwan
herbeigetragen, nie die beiden andern Göttinnen so wenig charakterisirt, dafs die
aller Waffen ledige Athena nicht von. Hera zu unterscheiden ist. Endlich ist aber
Hermes speciell der Aphrodite zugetheilt, wie man aus seiner Stellung und seinen
Geberden sieht. Dies hatte Jahn beachtet, der das Bild auf die Ankunft der von
Hermes geleiteten Kyrene in Libyen bezog. Apollo ist nach seiner Meinung als
der in Kyrene waltende Gott zu fassen, »welchem Zeus — der als Orakelgott Am-
mon in Kyrene verehrt wurde —- die Erscheinung der Kyrene verkiindet«. Nach
Pherekydes und Ariaithos kam Kyrene auf Beschlufs des Apollo von Schwänen
getragen nach Libyen; diese Notiz ist zusammen mit einer Reihe anderer auf den
Kyrene-Mythus beziiglichen Nachrichten iiberliefert156, was so viel zeigt, dafs die
Sage von Kyrene oft behandeh war157. Die Beziehung des Bildes auf Kyrene zu-
gegeben, schiene es jedoch näher zu liegen, eine Abfahrt der Nymphe zu verstehen,
in dem Sinne, dafs Zeus dem Apollo befiehlt, die Kyrene nach Libyen zu senden,
und Hermes sich anschickt, diesen Auftrag auszufiihren, während clie schwester-
lichen Nymphen nicht ohne Theilnahme nacli ihrer zur Abfahrt geriisteten Gespielin
sich umschauen15S; die Andeutung des Delphischen Lokals wiirde die einstige
Orakelstätte zu Kyrene in Erinnerung bringen. Keine Frage, die von Jahn ge-
forderte »mythische Begebenheit in scharf ausgeprägter Situation« liefse diese Deu-
tung nicht vermissen, aber Jahn selbst hat bemerkt, es werde vielleicht dem zu-

,56) Scliol. Apoll. Rhocl. II 498: Oepex’iSif)? 8s cprjCEiv l58) Das Vasenbild ist zu spät, als dafs auf Details
-/.cd ’Apiaiüo? drci x'ixvcuy aÜTrjv oyrjflstaav y.aird wie die scepterähnlichen Gegenstände Gewicht

’AttoXXwvo; Ttpoat'peaiv si? ttjv Kup^vrp dcptxla&at. gelegt werden könnte.

i5T) Vg|. Schol. Apoll, Rhod. II 500: -oXkol iaxopTj-
aaatv.
 
Annotationen