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Pernice, Türgriff mit Verschluß Vorrichtung aus Boscoreale.

same dieser mannigfaltig gebildeten Griffe scheint das zu sein, daß zwei bis vier
in der Tür befestigte Metalldrähte kreuzweise sich in der Mitte vereinigen und so
die Metallkonstruktion verstärken und befestigen. Freilich will mir die gewählte
Form nicht sonderlich praktisch und zudem neben den oft damit zusammen vor-
kommenden Ringen (κορώναι) überflüssig erscheinen. Ob daher hier noch besondere
Zwecke befriedigt wurden, oder ob lediglich dekorativ verwendete und darum will-
kürlich ausgestaltete Formen vorliegen, wage ich nicht zu entscheiden.« Daß hier
nicht willkürliche Zutaten gemeint sind, wenn sie auch nicht deutlich charakterisiert
sind, geht, wie ich glaube, aus der S. 149 Fig. 47 abgebildeten Londoner Pyxis
hervor; auch hier erscheint außer dem Ringe unten im oberen Feld ein länglicher
mit Buckeln verzierter Griff. Seine Ausgestaltung im einzelnen ist am klarsten auf
der Berliner Pyxis S. 149 Fig. 45 zu erkennen; hier setzt sich das Ganze zusammen
aus einem Bügel, der an seiner höchsten Stelle in der Mitte eine scheibenförmige
Verzierung hat und an den beiden Ansatzstellen in blütenartige Endungen ausläuft.
Dieser Griff stimmt ganz mit den pompejanischen Griffen überein, und offenbar das-
selbe ist der Fall bei dem Griff S. 149 Fig. 46, der gleichfalls mit blütenartig ge-
stalteten Ansatzplatten versehen ist; ein ebensolcher Griff wird auf der vermutlich
nicht ganz sorgfältig wiedergegebenen Tür S. 147 Fig. 42 zu verstehen sein, wo er
entsprechend dem Schlüsselloch des linken Türflügels rechts angebracht ist, während
in den unteren Flügelhälften zwei Ringe erscheinen. Auch die für die Gebrauchs-
weise des ältesten gebogenen großen Schlüssels wichtigste rf. Hydria im Berliner
Antiquarium (Diels, S. 133 Fig. 22) gibt die Türeinrichtung so wieder, daß außer
dem Schlüsselloch auf dem linken Flügel ein bügelförmiger Griff angebracht ist,
der allerdings nicht mit verzierten Enden ausgestattet ist8. Wenn endlich auf der
nur in diesem einzigen Falle dargestellten Innentür der Wiener Kentaurenvase (Diels,
S. 139 Fig. 29) der Maler nicht die Verzierung der Außenseite gedankenlos auf die
Innenseite übertragen hat, würde man hier einen doppelseitigen Türverschluß zu er-
kennen haben; aber das ist sehr zweifelhaft9. Ist in der griechischen Tür des
5. Jahrhunderts außer dem Schloß ein provisorischer klinkenartiger Türverschluß ähn-
lich dem pompejanischen üblich gewesen, so wird man auch hier die Riegel nicht
in sichtbare Haken eingelassen, sondern diese verborgen in der Verschalung an-
gelegt haben.
Vielleicht läßt sich auch für das homerische Schloß, wie es in der Plaupt-
sache ohne Zweifel richtig von Diels rekonstruiert ist, eine kleine Verbesserung
mit Hilfe des Doppelriegels finden. In der Hauptstelle über dieses Schloß heißt
es φ 46:

8) Diels glaubt in dem Griff den Klopfer darge-
stellt zu sehen (a. a. O. S. 134, Anm. 1).
9) Auch Diels zweifelt an der Zuverlässigkeit des
Vasenmalers, die auch dadurch in Frage gezogen
wird, daß entsprechend dem oberen Schlüssel-
loch und dem oberen Türgriff, in den unteren

Türfeldern Loch und Griff wiederholt werden
— doch nur zur Verzierung; denn wie sollte
man so dicht über dem Fußboden ein Schlüssel-
loch angelegt haben, dessen Benutzung zwar
nicht ausgeschlossen, aber so unpraktisch und
unbequem als nur irgend möglich war,
 
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