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Engelmann, Andromeda.

beiden Jünglinge die Arme fahren lassen, liegt die Figur platt an der Erde, sie wird
in ihrer Lage nur durch die beiden Jünglinge gehalten.7 Und wen kann die Puppe
nur darstellen sollen? Doch offenbar nur Andromeda, die von der ganzen Szene
gebieterisch verlangt wird, während für Phineus, selbst wenn er mit größerer Be-
stimmtheit zu erkennen wäre, in dieser Szene des Mythus gar keine Verwendung
wäre. Wie Ovid zeigt, kann Phineus (oder Agenor), wo immer er vorkommt, nur
in der späteren Handlung vorgekommen sein, um dem Perseus die durch seine
kühne Tat gewonnene Beute zu entreißen, indem er seine früheren Rechte geltend
macht. Den Phineus beim Beginn auftreten lassen, heißt doch geradezu ihn dar-
legen lassen, daß er auf Andromeda ausdrücklich verzichtet; dadurch ist aber sein
späteres Auftreten unmöglich gemacht.8
Petersen führt als eine passende Parallele die Szene aus der Alkestis an, wo
der greise Pheres für die verstorbene Alkestis Totengaben herbeibringt.
v. 611: και μην όρώ σον πατέρα γηραιψ πόδι
στειχοντ’ οπαδούς τ’έν χεροΐν δάμαρτι σή
κόσμον φέροντας, νερτέρων αγάλματα.
Das ist ja sicher ähnlich, aber bei der von Petersen vorausgesetzten Sach-
lage müßte die Ähnlichkeit noch weiter fortgesetzt werden; wie Admctos die Gaben
des Pheres zurückweist, v. 631 κοσμδν δέ τον σον ούπο& ήδ’ ένδύσεται' ού γάρ τι τών σών
ενδεής ταφήσεται, müßte auch Kepheus den Mohrenprinzen, der seine Braut feige auf-
gibt, samt seinen Gaben zurückweisen. Das geht aber wieder wegen der anderen
Vasen nicht, in denen der Brautschatz der Andromeda immer eine bedeutende Rolle
spielt. Viel passender kann für das Londoner Vasenbild das Begräbnis des Arche-
moros angeführt werden (H. Heydemann, Vasensamml. des Mus. Naz. 3255), wo
gleichfalls Diener die für den Toten bestimmten Gaben herzutragen. — Weiter, bei
der Gesinnung, die der Vasenmaler, oder wer immer der Erfinder dieser Kompo-
sition ist, nach Petersen gegen den sog. Phineus zeigt, indem er ihn als einen ner-
veless effeminate youth (S. 107) darstellt, ist es doch schier unbegreiflich, daß er ihm
edle griechische Formen gibt, während er doch die Diener als häßliche Äthiopier
darstellt. Da sind die Vasenmaler in der Busirissage konsequenter, indem sie Herrn
wie Diener über einen Kamm scheren.
Daß die von Petersen als Phineus erklärte Gestalt in Wirklichkeit eine Puppe
ist, habe ich schon (Arch. Stud. z. d. Trag. S. 66) gesagt, jedoch vielleicht nicht
mit der nötigen Schärfe betont, weil mir mehr an der Deutung auf Andromeda als
an der auf die Puppe gelegen zu sein schien. Darin habe ich vielleicht unrecht

7) Wie eine geschwächte Gestalt unterstützt wird,
dafür ist Λ und B zu vergleichen, wo Kepheus
aufrecht gehalten wird. Oder man vergleiche
die Gestalten des Hephaistos und Dionysos, die
in der Trunkenheit geneigt sind, ihr Gleich-
gewicht zu verlieren. U. a. m.
8) Vielleicht wendet jemand ein, daß es bei Ovid

ausdrücklich heißt: scilicet haud satis est, quod
te spectante revincta est et millam quod ope/n patruus
sponsusve tulisti. Aber der Tragiker darf die
vorausgesetzte Szene nicht zeigen, weil er da¬
durch den Phineus allzu sehr in den Vordergrund
stellt.
 
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