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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 1
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Jacobs, Emil: Neues von Cristoforo Buondelmonti
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0053
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Jacobs, Neues von Cristoforo Buondelmonti.

Werk dieser Art aus dem XV. Jahrhundert, das mir bisher bekannt geworden.
Diese Karten gehen z. T. zurück auf die Seekarten. Die Entstehung dieser Karten-
sammlung ist so zu denken, daß Buondelmonti sich von Schiffern Karten lieh und
kopierte: er trug dann das, was er selbst sah, in sie ein. So wenigstens hat er
auf den griechischen Inseln getan. Eigene kartographische Aufnahmen hat er u. a.
in Konstantinopel gemacht. Ich glaube nicht, daß ihn größere Reisen über das west-
liche Mittelmeer hinaus gebracht haben. Die Kartensammlung also der Inseln außer-
halb des Mittelmeeres wird von irgendwelcher Autopsie nicht beeinflußt sein: was sich
auf diesen Karten an Eintragungen findet, wird auf Lektüre und Hörensagen zurück-
gehen, soweit es nicht schon auf den Vorlagen stand. Wohl aber ist es sehr wahr-
scheinlich, daß B. selbst in Avignon gewesen ist, von dessen Plan oben die Rede war.
Inselbücher in der Art des uns im Escorialensis vorliegenden sind im XVI.
und XVII. Jahrhundert des öfteren gedruckt worden: ein Inselbuch des griechischen
Archipels, das eines sonst nicht näher bekannten Bartolomeo, ist schon im XV. Jahr-
hundert gedruckt worden: sie gehen alle in letzter Linie auf Buondelmonti zurück.
Die Geographen und Geschichtschreiber der Kartographie haben sich um diese
Literatur bisher viel zu wenig gekümmert: wohl sind wir in der Erkenntnis des
Wesens und Ursprungs der alten Seekarten weitergekommen, aber immer wieder
wird von neuem behauptet, die Karten, aus denen die erhaltenen Karten zusammen-
gesetzt, seien verloren. Sie sind erhalten in Buondelmonti, seinen Nachfolgern und
in türkischen Atlanten. Wie wichtig diese Erkenntnis für die Geschichte der Karto-
graphie ist, gehört nicht hierher.
Auch Cristoforo Buondelmonti war nur ein Fortsetzer und Mitarbeiter früherer
und anderer: aus Studien, die er zu den Füßen Nicolo Niccoli’s gemacht, ist er
zur Geographie gekommen, die damals mit dem Erscheinen von Ptolemaeus’
Geographie im Abendland einen ungeheueren Aufschwung nahm.
Schon Petrarca hatte »moderne« Karten besessen und sie zum Verständnis
der alten Autoren benutzt. Daß das viel zu wenig geschähe, rügt er einmal ärger-
lich. Einen Plan Petrarca’s nahm Boccaccio auf und schuf sein geographisches
Handbuch, De montibus, fluviis etc. In diesem Handbuch fehlten die Inseln: diesem
Mangel half Domenico Silvestris in seinem Buch de Insults ab, das sich in einem
einzigen aus der Bibliothek Boccaccio’s stammenden Exemplar in Turin erhalten hat
— wenn es nicht mit verbrannt ist. Um die Wende des XIV. Jahrhunderts kam
das erste Exemplar der Geographie des Ptolemaeus nach Florenz und sofort begann
die Arbeit der Abschreiber, und die bei der allgemein mangelhaften Kenntnis des
Griechischen noch wichtigere der Übersetzer. Chrysoloras selbst machte sich daran,
vollendete aber nur einen Teil, bei Lionardo Bruni scheint es bei der Absicht
geblieben zu sein, Giacomo d’Angeli da Scarparia hat das schwere Werk vollbracht
und seine Übersetzung unter dem neuen Titel »Cosmographia Ptolemaei«. dem Papst
Alexander V. (26. Juni 1409 bis 3. Mai 1410) gewidmet.
Während Niccoli’s Freund Lionardi Bruni sich anschickte, den Ptole-
maeus zu übersetzen, wendeten zwei andere Freunde Niccoli’s den Ptolemaeus-
 
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