Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

DOI issue:
Nr. 2
DOI article:
Six, Jan: Pamphilos
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0109
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ΙΟΟ

Six, Pamphilos.

Stammbaum, und nichts hindert uns, die cognatio nobilium des Timomachus ganz
ähnlich zu denken wie diese, wo Habro gemalt war, der seinem Bruder Leukophron
den Dreizack überreichte. Ja sogar, wenn die palliati quos dicturos pinxit, alterum
stantem alterum sedentem dazu gehören sollten, was nicht notwendig ist, erklären sie
sich leichter wie in einer Familiengruppe, wo doch schwerlich zwei der Anwesenden
zu gleicher Zeit als »im Begriffe, eine Rede zu halten«, dargestellt sein könnten.
In dem Stammbaum einer Familie aber, die zwei Redner hervorgebracht hätte,
erklärt sich das ohne weiteres.
Einen gemalten Stammbaum besitzen wir leider nicht zum Vergleich, wohl
aber haben die französischen Ausgrabungen zu Delphi den plastisch illustrierten
Stammbaum der thessalischen pythioniken Familie des Daochos10 geliefert, und
dieser läßt eine solche Interpretation leicht zu.
Ich glaube also annehmen zu dürfen, daß Plinius, der hier αναγωγή του γένους
ganz richtig durch cognatio übersetzt hatte, als er zur Stelle kam, woraus er die
Werke des Eupompos und Pamphilos nachzutragen hatte, wo er las Παμφίλου κατα-
γωγή και μάχη έν Φλιοΰντι τε και νίκη Αθηναίων, törichterweise für καταγωγή allein wieder
cognatio einsetzte.
Auch sonst hat er wiederholt einen widersinnigen Text durch verkehrte
Übersetzung aus dem Griechischen niedergeschrieben. Das klassische Beispiel ist
das Gemälde des Apelles, wo Dilthey11 mit Recht aus dem sacrificantium virginum
choro durch Θυούσαις einen Reigen schwärmender Nymphen wieder hergestellt hat.
Dann hat auch sehr glücklich Benndorf statt des schlimmen nudum talo
incessentem durch επικείμενος, eine auf einem Astragal stehende P'igur unter den
AVerken Polyklets wieder eingesetzt12.
Ich selber habe, indem ich A’ durch Λ' ersetzte, versucht, einen anderen
Sinn in die Datierung des Mikkiades und Archermos zu legen13 und meine
auch einen Widersinn in der Beschreibung des Mausoleums beseitigen zu können,
indem ich für meta im griechischen Urtext σήμα annehmeu. Der Lösung näher
scheint mir auch die unerklärte Stelle über die Mechanik des Apollo von Kanachos
zu kommen, wenn man dort suspendit durch das jonische άρτέετο ersetzt, das Plinius
bei Hekataios, den er unter seinen Quellen nennt, gelesen haben wird, und das er
besser durch »befestigte« übersetzt hätte. Dort bleiben aber noch andere Schwierig-
keiten, die der Lösung harren.
Wenn wir aber, da wir jetzt die Darstellung des Gemäldes des Pamphilos
in großen Zügen wiedergewonnen zu haben meinen, die Worte καταγωγή και μάχη
έν Φλιοΰντι τε καί νίκη Αθηναίων vor uns sehen, so werden wir sie erfassen als das
Bergabführen der Athener, ihren Streit und Sieg im phliasischen Lande. Und daß
I0) Bull, de Corr. Hell. 1899, S. 421 ff., Taf. IX. XII 13) Athen. Mitteilungen des Inst. 1888, S. 150.
und XXIV—XXVI. 14) Architectiira 6. August 1904, S. 262. Ausführ-
n) Rhein. Mus. XXV, 321 f. licher Journal of Hell. Studies XXV (1905), S. 9.
12) Festgabe für Anton Springer.
 
Annotationen