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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 4
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Weber, Georg: Wasserleitungen in kleinasiatischen Städten, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0217
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2θ8

Weber, Wasserleitungen in kleinasiatischen Städten.

Wie ist nun diese verwickelte Anlage zu verstehen? Hier, wie in Blaundos,
wollte man die Hochdruckleitung nicht direkt auf den Boden des Sattels legen —
er war, wie dort, der einzige Hauptzugang zur Stadt —, sondern man baute auf der
tiefsten Stelle eine Bogenstellung, die gegen die Stadt hin durch eine Stützmauer
verlängert wurde. Die verhältnismäßig geringen Dimensionen der Pfeiler beweisen,
daß sie niemals die Höhe des Stadtniveaus von 25 m erreichten, somit das
Wasser unter Druck lag. Im letzten Pfeiler, bei D, wurde daher eine vertikale
Steinrohrleitung eingebaut, um das Wasser auf den Aquädukt zu bringen, von wo
es dann in starken Tonrohren in die Stadt geleitet wurde. War der Aquädukt
10 m hoch — was vielleicht zu viel ist —, so hatten die Tonrohre wenigstens
einen Druck von 15 m zu leisten7.
Ist diese Leitung hellenistisch oder römisch? Die Stadt selbst trägt, wie
Blaundos, den Charakter einer Gründung der Diadochen oder der Attaliden (wie
Ramsay Cities and Bishop. of Phryg. II 630 meint); da liegt es doch sehr nahe, daß
die Gründer ihre Stadt auch mit Wasser versorgt haben; eine Entstehung der Anlage
in römischer Zeit scheint mir ganz ausgeschlossen.
PRYMNESSOS.
Bekanntlich hat Ramsay8 die Lage dieser Stadt, iJ/2 Stunden SO. von Afion
Kara-hissar, festgestellt. Die Ruinen liegen in der Ebene um und auf einem kleinen
40 m hohen Hügel, nahe dem Dorf Seuliin. Am NO.-Fuße der Anhöhe stehen
noch Überreste eines kleinen Theaters; im Süden sind stellenweise Spuren von der
Stadtmauer zu verfolgen; sonst ist alles abgetragen worden. Das Wegschleppen
war hier zu bequem; zieht doch die große Straße von Kara-hissar nach Tschai ganz
in der Nähe vorbei. Auf allen Seiten steht der Hügel frei in der Ebene. Die
nächsten Anhöhen finden sich im Westen, etwa 400 m entfernt. Das Dorf Seulün
liegt auf dem untersten Ausläufer. Wenn also Prymnessos sich mit Wasser versorgen
wollte, so konnte es nur von dieser Seite aus geschehen. Im Dorfe fand ich denn
auch bald ein marmornes Steinrohr in eine Mauer verbaut; ebenso kamen mir viele
Tonrohre zu Gesicht, die Bauern wußten sofort Bescheid und erzählten mir von
den Rohren, die sie am Abhange des Hügels, westlich hinter dem Dorfe, ausge-
graben und die das Wasser in die alte Stadt gebracht hätten. Die Steinrohre
beweisen, daß die Leitung unter Druck stand, das Wasser also auf den Stadthügel
hinaufgebracht wurde. Leider war keine Spur mehl' davon aufzufinden.
Für die Zeitbestimmung dieser Leitung dürften dieselben Betrachtungen wie
in Akmonia maßgebend sein.
KOTYAEION (KUTAYA).
Diese Stadt, die ursprünglich außerhalb meines Reiseplanes gelegen hatte,
bot mir eine angenehme Überraschung. Durch Inschriften und Grabstelen aus
Steinrohre fanden sich in den Häusern des 8) a. a. Ο. II, 25 (Hellenic Stud. 1887).
Dorfes verbaut.
 
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