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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 22.1907

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Petersen, Eugen: Parthenon und Opisthodom
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https://doi.org/10.11588/diglit.44282#0020
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E. Petersen, Parthenon und Opisthodom.

IO

XXVII 1902, S. 399 und 411 gar erst im dritten Anlauf fertig gewordenen Parthenon.
Das Hinterhaus des Urtempels war aber bekanntlich das Erechtheion und konnte
der Opisthodom weder sein noch heißen. Die Hekatompedoi dagegen können
beide in Betracht kommen, zwar nicht neben, doch nacheinander, weil, wie Hesy-
chius bezeugt und der Grundriß bestätigt, der Perikleische Hekatompedos zum
Ersatz des alten gebaut war. Denn alles, was Dörpfeld, Furtwängler, Körte,
Judeich aufgeboten haben, statt des Parthenon vielmehr den Polias-Erechtheus-
tempel zum Ersatz des alten Hekatompedon zu machen, beruht auf der Leugnung
des Urtempels und der Fiktion, daß das Hinterhaus des Hekatompedon dem
Poseidon-Erechtheus und den ihm im Erechtheion verbundenen Göttern gehört
habe, was treffend schon White, Harvard studies VI 27 abwies. Als aber die
Perser die Burg verheert hatten, stand zur Unterbringung des Schatzes im Jahre 450
nur das alte Hekatompedon zur Verfügung. Eine bestimmte Nachricht über dessen
Wiederherstellung und Verwendung zu solchem Zweck gibt es nicht. Allem
Anschein nach wird jedoch in der lückenhaften Inschrift CIA IV 1, S. 169 an eben
der Stelle, wo das Hekatompedon stand und zu eben dem Zwecke, um den es
sich hier handelt, nämlich der Schatzverwaltung, wenn auch nicht Athenas, sondern
der eleusinischen Gottheiten, ein περφ]ολο[ς — anders wird man kaum ergänzen
können — οπισ]θεν oder νότο]θεν του τής Αθηναίας αρχαίου νεώ έμ πόλει genannt. In
einem Peribolos dieses Ortes werden wir ein Heiligtum voraussetzen, um so mehr,
als die deponierten Gelder solches Schutzes bedürfen und für Schatzverwaltung
ein Peribolos nicht das geeignete Lokal scheint. Nun war ja eben dort das
Hekatompedon. Warum aber wäre statt seiner der Peribolos genannt? Da die
genannte Inschrift nicht jünger als das Jahr 460 sein soll, also bald nach dem
Persersturm verfaßt ist, war das Hekatompedon damals vielleicht noch nicht
ganz wiederhergestellt. Die Tatsache seiner Herstellung ergibt sich daraus, daß
kein anderer Tempel als das Hekatompedon δ παλαιός ναός τής Αθήνας sein kann, der
nach Xenophon Hell. I 6, 1 im Jahre 406 verbrannte. Wie Michaelis S. 22 nach-
drücklich den Unterschied von παλαιός und αρχαίος betont, so bestritt auch O. Müller,
daß der neue Poliastempel, den er als αρχαίος νεώς gelten ließ, auch παλαιός genannt
sein könnte (Kunstarchäol. Werke I 108 und 110): da er vom Hekatompedon noch
nichts ahnte, korrigierte er den Text des Xenophon. Warum das Hekatompedon,
wenn doch der Parthenon ihn zu ersetzen bestimmt war, auch nach dessen Ein-
weihung im Jahre 437 noch über 20 Jahre, zu nicht geringem Nachteil des
Erechtheions, stehen blieb, wissen wir nicht. Vielleicht war es die Opposition
gegen Perikies, vielleicht der Krieg, wie Michaelis S. 22 vermutet, der das bewirkte;
jedenfalls gibt es keine Spur eines Beweises, daß der Opisthodomos, der als Schatz-
haus zum ersten Male in dem Volksbeschluß vom Jahre 434 (CIA I 32) genannt
wird, ein Teil des alten Hekatompedon gewesen sei.
Anders steht es mit dem Parthenon. Den ,Opisthodom des Parthenon* nennt
Plutarch im Demetrius 23, und wer dessen Satz auch nur Arx 24, 344 oder
ebenda den Vers des Philippides zu Ende liest, kann nicht mit Judeich, Topogr.
v. Athen 231 Anm., der Meinung sein, daß του ΙΙαρθενώνος dort zum Unterschiede
 
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