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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 22.1907

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Studniczka, Franz: Zum delphischen Wagenlenker
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Studniczka, Franz: Zu Lakoonbildwerken
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https://doi.org/10.11588/diglit.44282#0151
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F. Studniczka, Zu Laokoonbildwerken.

anzuerkennen und möchte den Capranesischen Kopf auf ein späteres Werk des-
selben Meisters zurückführen. Ich freue mich, bei dieser Gelegenheit auf das
großartige, wohlvorbereitete Werk aufmerksam zu machen, in dem auch alle antiken
Künstler in durchaus fachmännischer Weise, unter Sauers Redaktion, behandelt werden.
Leipzig. Franz Studniczka.

ZU LAOKOONBILDWERKEN.
Das hierneben aus dem Jahrbuch XXI 1906 S. 15 wiederholte, dank Herrn
Michele Jatta in Ruvo von Schnittzeichnungen begleitete Bruchstück eines
schönen apulischen Vasenbildes, hat sein eben genannter Entdecker, Besitzer und
Herausgeber in der Hauptsache richtig auf die Laokoonsage bezogen (Monumenti
dei Lincei IX Taf. 15 S. 193fr.). Dennoch scheint es mir auch nach den erfolgreichen
Bemühungen weiterer Gelehrter, zuletzt noch des unermüdlichen Laokoonforschers
R. Förster (im erwähnten Jahrbuchbande) der richtigen Deutung und Ergänzung
wichtiger Einzelheiten zu harren. Von der sonstigen Litteratur sei gleich angeführt:
R. Engelmann, Archäologische Studien zu den Tragikern 2off., Furtwängler, Gemmen
III 450, (Wernicke und] B. Graef, Antike Denkmäler zur griechischen Götterlehre
353 f., Höfer, Porkes in Roschers Lexikon III 2?66f.
Um das Kultbild des thymbräischen Apollon ringeln sich die zwei Schlangen
empor. Die untere hält im Rachen den losgerissenen linken Arm eines der
Knaben, dessen beide Unterschenkel vor ihr zwischen der Statuen- und der Dreifuß-
basis lehnen. Wo war der zugehörige Rumpf? Gewiß links vom Tempelbild
am Boden, noch umschlungen von dem fehlenden Schwanzende der Schlange, das
hierfür, nach ihrer Dicke am Bruch zu urteilen, sicher lang genug war.
Obgleich dieses Tier seinem Opfer noch näher ist, wendet es den Kopf nach der
herbeieilenden Mutter. Aber deren Blick und einst über dem Haupte geschwun-
gene Waffe, vielleicht das Opferbeil (woran schon Engelmann dachte), gilt der
zweiten Schlange. Sie hat sich, das Schwanzende am rechten Fuße, ganz um das
Apollonbild emporgeringelt, um über dessen heiligem Haupte dem verzweifelten
Angriff auf gleicher Höhe, Aug in Auge, zu begegnen. Dennoch wird auch sie,
im Gefühl der Sicherheit, ein Stück der Beute, wohl den andern Arm des Knaben,
im Rachen gehalten haben.
Was treibt das schwache Weib zu diesem gottlos heldenmütigen Angriff?
Schwerlich nur der Wunsch, dem Untier weggerissene Glieder ihrer Lieben abzu-
jagen oder gar nur deren furchtbaren Untergang zu rächen, wie es die Sieben bei
Archemoros tun (Wiener Vorlegeblätter 1889, 11, 1). Sie muß noch etwas zu
retten haben, und das kann nur ihr zweiter Sohn sein. Daß ihn das aufzüngelnde
dünne Gewürm, wie Neoptolemos den Astyanax, in die Luft schwang, wobei Antiope
leichter ihr Kind als den kleinen Kopf des Tieres treffen könnte, scheint mir ein
unhaltbarer Vorschlag Engelmanns (22), obgleich er von Höfer gebilligt wird.
 
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