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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 22.1907

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Petersen, Eugen: Parthenon und Opisthodom
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Maaß, E.: Der Kampf um Temesa
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https://doi.org/10.11588/diglit.44282#0028
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E. Maaß, Der Kampf um Temesa.

Fehlerhaft ist natürlich τά προπύλαια τής πόλεως in den Scholien zu Demosthenes,
Arx AA. 13, während 30 und 97, auch 22,19; 23,8, 27,5 und 13 mindestens
achtmal richtig τά πρ. τής άκρ. bieten; fehlerhaft wäre auch Aeschines I 97 όπισθεν
τής πόλεως, wenn es ,hinter der Bürg' heißen sollte, wie der Scholiast meinte, der
(vgl. Michaelis S. 30, 97) die Stelle auch sonst mißverstand, indem er die εσχατιά
Σφηττοι und jenes Haus identifizierte. Das Haus, das nach Aeschin. I 98 dann erst
ein Schauspieler, später ein Chorlehrer kaufte, lag offenbar unfern des Theaters,
und da war es fast ebensowohl ,hinter der Stadt' wie ,hinter der Akropolis'.
Näher liegt das Mißverständnis in Peithetairos’ scherzhafter Frage Aristoph. Av. 832
τις δαι καίΐέςει τής πόλεως τό Πελαργικόν; wie in den von Plutarch Perikl. 12 bewahrten
Worten aus einer Rede von Perikies’ Gegner Thukydides: die Bündner sähen mit
Erbitterung die Athener την πόλιν καταχρυσοΰντας; doch zeigt dort der Zusammenhang,
hier der Zusatz και καλλωπίζοντας ώσπερ αλαζόνα γυναίκα, daß, wie nicht anders möglich,
die ganze Stadt gemeint ist. So hat auch der Scholiast, der den Beinamen der
Athena Polias (Arx 22, 37) διά τό αυτής είναι την πόλιν erklärt, ,die Stadt' nicht in dem
engen Sinne der ältesten Zeit, wie Pausanias, sondern in dem späteren weiteren
Umfang verstanden. E. Petersen.

DER KAMPF UM TEMESA.
Literatur, die geschriebene und ungeschriebene, ist das eigentliche Habe der
Nation. Über dies Habe der süditalischen Hellenen ist die Zeit vernichtend dahin-
gefahren. Nur Trümmer einer so eigenartigen Selbständigkeit, kleiner und immer
kleiner gemacht und fast zerbröckelt, sind in den Nothafen später Sammler ein-
getrieben worden. Fremdartiges pflegt durcheinander zu liegen, ist wohl gar durch
eine fragwürdige Theorie versetzt und gemißbraucht. Wir haben die Stücke ab-
gesondert für sich zu betrachten, sie aus der unursprünglichen Fassung auszu-
brechen, wo angängig sie neu zu verbinden, gewissermaßen erst zusammenzusehen;
wie wir aus dem getürmten Schutt der Griechensiedlungen, wo über Aschenhaufen
und aller Verwüstung der wolkenlose Himmel lacht, die Ruinen des einst pulsie-
renden Lebens mühsam und kärglich hervorziehen, um von vorn die Schöpfung
anzufangen.
I. HERA VON KROTON.
1. ‘Der Tempel der Hera auf dem Kap Lakinion, sechs römische Meilen von
Kroton gelegen, war — so erzählt Livius XXIV 3 — heilig allen Völkern in der
Runde. Das Heiligtum besaß ausgedehnte Baumanlagen und reiches Wiesengebiet,
so daß aller Arten Vieh dort weidete. Nachts kamen die ohne Hirten ausgetrie-
benen Herden zurück in die Ställe, ohne von wilden Tieren oder bösen Menschen
belästigt oder gestohlen zu sein. Die Viehherden brachten der ohnehin reichen
 
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