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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 22.1907

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Petersen, Eugen: Parthenon und Opisthodom
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https://doi.org/10.11588/diglit.44282#0027
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E. Petersen, Parthenon und Opisthodom.

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τ]ήν πόλιν verwiesen werden können, mit der Überschrift Saepes arcis reficiunda,
worauf auch Köhlers Bemerkung zu CIA IV S. 14Ο führt; doch was vom Text
erhalten, scheint eher nach dem Markt zu weisen; πόλις als ,Burgl zu verstehen,
verbietet eben auch hier der Artikel.
Die von Pausanias I 26, 6 nachgeschriebene Bemerkung des Thukydides über den
zu seiner Zeit noch bestehenden Brauch, die Burg πόλις zu nennen, und die Erklärung,
die Thukydides davon gibt, weist uns in die Zeit, als die Sprache des Artikels entbehrte.
Von da erhielt es sich, nicht ,im officiellen Ausdruck', wie Classen meinte, sondern
in der Sprache des Lebens, in adverbieller Verbindung mit Präpositionen, die wie
namentlich έν, doch auch ές, έκ, προς und gar ευθύ mit πόλις gleichsam zusammen-
gewachsen waren. Nach diesem Muster sagte man dann später ebenso έν ακροπόλει usw.,
natürlich nur innerhalb des Gesichtskreises der Akropolis. Dagegen kann ή πόλις
schlechterdings nicht zugleich ,die Stadt' und ,die Burg' bedeuten, am allerwenigsten
wo, wie in jener Stelle des Anonymus, der Gedanke nicht schon in Athen weilt,
sondern sich erst dahin richtet. In den Inschriften findet sich ή πόλις mit und
ohne Präposition seltener, als man vielleicht erwartet, weil daneben für den
Häuserkomplex ohne Menschen άστυ, für die Menschen δήμος oder οι Αθηναίοι im
Gebrauch ist; doch ist jenes immerhin häufig genug, um den Gedanken, dasselbe
Wort könnte in zweierlei Bedeutung gebraucht sein, zu verbieten. Wäre in den
zwei von Michaelis Arx 24,17 angeführten Stellen aus I 32 ακρόπολις mit Artikel
gesicherte Lesung, was nach Dittenberger Sylloge I S. 30, IO nicht der Fall ist,
so würde das neben fünfmaligem έμ πόλει am besten zeigen, daß, sobald der
Gedanke den Artikel heischt, nicht πόλις sondern ακρόπολις zu sagen war. CIA III 398
ist ebenda mit Unrecht angeführt. Ebenda scheint nach den Spuren richtig τω
Έλευσινίφ τφ ύπο τη πόλει hergestellt zu sein; danach auch Z. 12 und 6,9. War
es nicht doch ύπο ακροπόλει, so kann es nur verkehrter Archaismus sein. Sonst
heißt es wohl das Eleusinion ύπο τη ακροπόλει oder E. schlechtweg; CIA II 834b
stets το έν άστει.
Was in der Schriftsprache üblich war, läßt das in Arx AA. gesammelte ein
wenig überblicken, und weitere Umschau lehrte nur dasselbe. Normal heißt mit
und ohne Präposition die Stadt ή πόλις, die Burg η ακρόπολις; so schon konsequent
bei Herodot und Thukydides, bei dem auch έμ πόλει nur in citierten Urkunden
sich findet. Normal ist dasselbe auch sonst überall, doch liest man ακρόπολις
ohne Artikel bei Präpositionen (έν εις ές) nicht selten, wo, wie namentlich bei
den Grammatikern, die Herkunft aus einer Urkunde meist deutlich durchblickt.
Bei einigen älteren findet sich solchergestalt sogar noch πόλις so, z. B. bei
Antiphon, Andokides, Xenophon, selbst noch Aristoteles, ja auch bei Plutarch
Arx 22,152 ύπο πόλιν, bei Arrian, Arx 25, 43 die Widmung Alexanders έν πόλει.
Doch ist der Artikel öfters interpoliert worden, so Antiphon 6,39 έν [τη] πόλει,
Xenophon Oecon. V 12 ές [την] πόλιν (während III 10 έν πόλει intakt blieb) und
anab. VII 1, 27 έν [τη] πόλει, wo gewiß nicht die Stadt, sondern die Burg gemeint
ist; so auch Aristoteles resp. Ath. 27, 7, wofern die 50 φρουροί wirklich auf die
Burg gehören (vgl. Arx 22, 172) έν [τη] πόλει, wogegen 8, 4 εις πόλιν sich erhielt.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXII. 2
 
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