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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 22.1907

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Thiersch, Hermann: Gjölbaschi und lykisches Mutterrecht
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Behn, Friedrich: Die Schiffe des Telephosfrieses
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https://doi.org/10.11588/diglit.44282#0253
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F. Behn, Die Schiffe des Telephosfrieses.

Erweist sich die neue Auffassung des Reliefschmuckes von Gjölbaschi als
richtig, so fällt damit allerdings die Theorie von seiner Abhängigkeit von den
großen athenischen Wandzyklen vollends dahin. Die lykische Komposition ist
eine von Athen unabhängige, selbständige. Man wird dann auch nicht mehr ver-
geblich nach einer »Iliupersis« suchen. Denn Gurlitt und Köpp (Jahrbuch 1907,
S. 73) haben ganz recht, wenn sie sagen: hier ist nicht die Einnahme, sondern
die Belagerung einer Stadt, das Kämpfen um den Besitz eines hohen Weibes dar-
gestellt. Unter diesem Gesichtspunkte die Entfaltung der Streitkräfte auf allen
Linien zu zeigen, darauf kam es an, nicht aber all die einzelnen Greuel der
Schreckensnacht zu erzählen. Dies hätte den Hauptgedanken nur abgeschwächt.
Unter diesen Umständen scheint es mir geraten, Köpps energische Verwerfung
der Deutung auf Ilion (S. 74) zu revidieren und noch einmal zu prüfen, ob nicht
doch die alte Auffassung der Teichoskopie die richtige war. Im Hauptgedanken
geht ja auch Köpp konform mit mir: sei es nun Helena, sei es Jobate, sei es
endlich die Fürstin des Heroons selbst, um derentwillen die Stadt bestürmt wird;
immer bleibt der Kampf um den Besitz des Weibes der Grundton, wie er es sein
mußte als ein Hauptbestandteil jener eigenartigen lykischen Melodie, die sichtlich
den ganzen Bau durchtönt.
Freiburg i. Br. H/Thiersch.

DIE SCHIFFE DES TELEPHOSFRIESES.
Unter den zahlreichen Resten des Telephosfrieses, deren Zusammensetzung
und Deutungschon anderweitig untersucht worden ist (in diesem Jahrbuch II 1887,
244; III 1888, 45, 87; XV 1900, 97), befinden sich mehrere Fragmente mit Schiffs-
darstellungen, an denen die nautisch-archäologische Forschung nicht vorübergehen
darf, da durch die annähernd sichere Datierung des Frieses auch für eine Reihe
von Formen und Details des antiken Schiffes gewisse Daten gewonnen werden1.
Die Fragmente A—C gelten nach ihrer Aufstellung im Museum für Heck,
Mast und Bug eines einzigen Schiffes. Die Kunst der guten Zeit hat es durch-
gängig verschmäht, ein Schiff in seiner vollen Länge darzustellen: um die Harmonie
der Komposition nicht zu stören, wird in der Regel ein Teil des Schiffes vom
Bildrand, von Felsen oder dergl. verdeckt (s. Behn, Ficoron. Cista S. 38). Schon
das hätte die angeführte Deutung der Fragmente verdächtigen sollen, doch kommt
noch etwas anderes hinzu: in Fragment B ist sicher kein Mast dargestellt. Daß
der Durchschnitt des angeblichen Mastes nicht rund, sondern oval ist, könnte
allenfalls noch ein technisches Mittel sein, den langen, dünnen Baum am Relief-
grund zu befestigen, doch die Profilierung der linken Seite macht die Erklärung

*) Der Generalverwaltung der Königl. Museen, sowie
den Herren Winnefeld und Brückner bin ich für

Förderung dieser Untersuchung zu Dank ver-
pflichtet.
 
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