F. Winter, Zur Parthenosbasis.
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des Vorbildes Bezeichnendes ohne Scheu und in weitgehendem Maße teils unter-
drückt, teils abgeändert. Für die Ermittelung der äußeren Gestaltung des Phidias
sehen Werkes gewinnen wir daher, soweit es sich um die Figur der Gottheit selbst
handelt, durch die Statue nichts hinzu, dagegen bringt sie für denjenigen Teil des
Vorbildes, der uns aus den übrigen Nachbildungen weniger genau bekannt ist,
für die Basis, mancherlei wertvolle Bereicherung.2- Wir erhalten nicht nur von
ihrem Bildschmuck eine anschaulichere Vorstellung, 3 sondern auch zur Bestimmung
ihrer Größenverhältnisse neue Anhaltspunkte. Diese sollen im folgenden dargelegt
werden. Ich stelle zu dem Zwecke eine Besprechung der übrigen in Betracht
kommenden Überlieferung und der voneinander abweichenden Folgerungen, die
aus ihr gezogen worden sind, voran.
Die Stelle, die die Basis des Athenabildes im Parthenon einnahm, ist
durch das auf dem Boden der Cella aufgeschnürte Rechteck bezeichnet. Die so
abgegrenzte Standfläche ist 8,08 m lang und 4,09 m tief.4 Ihre Maße ergeben das
einfache Verhältnis von zwei Dritteln in der Länge und einem Drittel in der
Tiefe zu der Gesamthöhe der Parthenos, die von Plinius XXXVI 18 auf 26 Ellen,
also 11,54 m oder 12,79 m, je nachdem die jüngere oder ältere Elle zu verstehen
ist, angegeben wird. Es kann nun fraglich sein, ob wir in dem Maße der Stand-
fläche, die ja zunächst nur die Ausdehnung für das Fundament der Basis gibt,
zugleich das Maß dieser selbst, genau oder annähernd, besitzen, oder ob die Basis,
etwa auf einer oder mehreren Stufen aufgerichtet, erheblich kürzer gewesen ist.
Tatsächlich erscheint sie im Verhältnis kürzer in den kleinen Nachbildungen, die
wir von ihr in der Lenormantschen und in der Varvakionstatuette besitzen: sie
ist hier noch nicht halb so lang als die Gesamthöhe. 5 In derselben Länge hat
sie Michaelis in der (hier Fig. 3 reproduzierten) Rekonstruktionszeichnung der
Parthenos angenommen, die er in den Tabulae zur Arx Athenarum auf Blatt XIII
gegeben und danach im Handbuch der Kunstgeschichte 1907 I, S. 216 Fig. 393,
wiederholt hat.6 Dagegen hat RcisclH in einer Besprechung der wichtigsten Bei-
spiele, die die Überlieferung für die Ermittelung der Verhältnisse kolossaler Götter-
bilder zu den zugehörigen Basen an die Hand gibt, die Länge der Parthenosbasis
ohne weiteres nach dem Ausmaß des Rechteckes der Standfläche zu etwa 8 m
2) Über die Zugehörigkeit der Basis zur Statue ist
kein Zweifel. Sie ist zusammen mit der Figur
gefunden, und die Vertiefung auf der Oberseite
entspricht der bis auf ein kleines hinteres Stück
zwar nicht erhaltenen, aber hinreichend genau
bestimmbaren unteren Endigung der Figur.
3) Puchstein, Arch. Jahrb. V 1890 S. 113 ff.
4) Dörpfeld, Athenische Mitteilungen VI 1881 Taf.
XII S. 294. Reisch, Dionysos des Alkamenes
(Eranos Vindobonensis), S. 4. Schrader, Priene
S. 110 Anm. gibt 7,60 m Länge und 3,50 m
Tief? an.
5) Lenormantsche Statuette: Höhe (ohne den fehlen-
den Helmbusch) 0,414 m. Basishöhe 0,062 m.
Basislänge 0,20 m. Basistiefe auf der Schildseite
0,15 m, auf der anderen Seite etwa 0,095 m·
Durchmesser des Schildes 0,145 bis 0,15 m.
Varvakionstatuette: Höhe 1,035 m· Basishöhe
0,103 m· Basislänge 0,403 m. Basistiefe auf
der Schildseite 0,33 m, auf der anderen Seite
0,29 m. Durchmesser des Schildes 0,405 m.
6) Dasselbe Maß hat auch Lange (Athen. Mitt.
VI 1881 S. 58) auf Grund der Varvakionstatuette
allein für die Parthenosbasis angenommen.
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des Vorbildes Bezeichnendes ohne Scheu und in weitgehendem Maße teils unter-
drückt, teils abgeändert. Für die Ermittelung der äußeren Gestaltung des Phidias
sehen Werkes gewinnen wir daher, soweit es sich um die Figur der Gottheit selbst
handelt, durch die Statue nichts hinzu, dagegen bringt sie für denjenigen Teil des
Vorbildes, der uns aus den übrigen Nachbildungen weniger genau bekannt ist,
für die Basis, mancherlei wertvolle Bereicherung.2- Wir erhalten nicht nur von
ihrem Bildschmuck eine anschaulichere Vorstellung, 3 sondern auch zur Bestimmung
ihrer Größenverhältnisse neue Anhaltspunkte. Diese sollen im folgenden dargelegt
werden. Ich stelle zu dem Zwecke eine Besprechung der übrigen in Betracht
kommenden Überlieferung und der voneinander abweichenden Folgerungen, die
aus ihr gezogen worden sind, voran.
Die Stelle, die die Basis des Athenabildes im Parthenon einnahm, ist
durch das auf dem Boden der Cella aufgeschnürte Rechteck bezeichnet. Die so
abgegrenzte Standfläche ist 8,08 m lang und 4,09 m tief.4 Ihre Maße ergeben das
einfache Verhältnis von zwei Dritteln in der Länge und einem Drittel in der
Tiefe zu der Gesamthöhe der Parthenos, die von Plinius XXXVI 18 auf 26 Ellen,
also 11,54 m oder 12,79 m, je nachdem die jüngere oder ältere Elle zu verstehen
ist, angegeben wird. Es kann nun fraglich sein, ob wir in dem Maße der Stand-
fläche, die ja zunächst nur die Ausdehnung für das Fundament der Basis gibt,
zugleich das Maß dieser selbst, genau oder annähernd, besitzen, oder ob die Basis,
etwa auf einer oder mehreren Stufen aufgerichtet, erheblich kürzer gewesen ist.
Tatsächlich erscheint sie im Verhältnis kürzer in den kleinen Nachbildungen, die
wir von ihr in der Lenormantschen und in der Varvakionstatuette besitzen: sie
ist hier noch nicht halb so lang als die Gesamthöhe. 5 In derselben Länge hat
sie Michaelis in der (hier Fig. 3 reproduzierten) Rekonstruktionszeichnung der
Parthenos angenommen, die er in den Tabulae zur Arx Athenarum auf Blatt XIII
gegeben und danach im Handbuch der Kunstgeschichte 1907 I, S. 216 Fig. 393,
wiederholt hat.6 Dagegen hat RcisclH in einer Besprechung der wichtigsten Bei-
spiele, die die Überlieferung für die Ermittelung der Verhältnisse kolossaler Götter-
bilder zu den zugehörigen Basen an die Hand gibt, die Länge der Parthenosbasis
ohne weiteres nach dem Ausmaß des Rechteckes der Standfläche zu etwa 8 m
2) Über die Zugehörigkeit der Basis zur Statue ist
kein Zweifel. Sie ist zusammen mit der Figur
gefunden, und die Vertiefung auf der Oberseite
entspricht der bis auf ein kleines hinteres Stück
zwar nicht erhaltenen, aber hinreichend genau
bestimmbaren unteren Endigung der Figur.
3) Puchstein, Arch. Jahrb. V 1890 S. 113 ff.
4) Dörpfeld, Athenische Mitteilungen VI 1881 Taf.
XII S. 294. Reisch, Dionysos des Alkamenes
(Eranos Vindobonensis), S. 4. Schrader, Priene
S. 110 Anm. gibt 7,60 m Länge und 3,50 m
Tief? an.
5) Lenormantsche Statuette: Höhe (ohne den fehlen-
den Helmbusch) 0,414 m. Basishöhe 0,062 m.
Basislänge 0,20 m. Basistiefe auf der Schildseite
0,15 m, auf der anderen Seite etwa 0,095 m·
Durchmesser des Schildes 0,145 bis 0,15 m.
Varvakionstatuette: Höhe 1,035 m· Basishöhe
0,103 m· Basislänge 0,403 m. Basistiefe auf
der Schildseite 0,33 m, auf der anderen Seite
0,29 m. Durchmesser des Schildes 0,405 m.
6) Dasselbe Maß hat auch Lange (Athen. Mitt.
VI 1881 S. 58) auf Grund der Varvakionstatuette
allein für die Parthenosbasis angenommen.