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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 22.1907

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Kawerau, Georg: Eine ionische Säule von der Akropolis zu Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44282#0211
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G. Kawerau, Eine ionische Säule von der Akropolis zu Athen.


mit Stuck überzogen war, sondern die Farben unmittelbar auf den Poros auf-
getragen sind — zwischen den bemalten Teilen steht das Steinmateriäl ohne
jeden Übergang. Dieser Umstand könnte wohl die Wirkung haben, daß die
Farben, da sie ja auch in die Poren des Steins eindringen, besonders gut erhalten
wären — leider ist das Gegenteil der Fall. Der für die Ausführung gewählte
Stein ist nicht sehr porös, sondern leidlich glatt; so haftet die Farbe im wesent-
lichen nur an der Oberfläche, diese ist aber durch Verwitterung arg mitge-
nommen. Die äußere Haut des Poros ist heute wie eine feine Staubschicht, die
bei leiser Berührung des Steins abfällt. Die vielfachen Hin- und Hertransporte,
denen er ausgesetzt war, sind der Erhaltung wenig förderlich gewesen. Farben,
die ich bei meiner ersten Aufnahme im Jahre 1887 noch genau gesehen und
notiert habe, sind heute völlig verschwunden; die Spirallinien der Volute, das
Auge, der Kelch der Zwickelpalmette sind nicht mehr erkennbar. Die Beobachtung
dieser rasch fortschreitenden, nicht mehr hemmbaren Zerstörung veranlaßte mich,



eine neue Aufnahme zu machen und unter Benutzung meiner früheren Skizzen
und Aufzeichnungen das Kapitell in seiner ursprünglichen farbigen Erscheinung
darzustellen. Ich folge damit dem Vorgänge R. Borrmanns, der Ant. Denkm. I
Taf. 18 und 29 Abbildungen archaischer ionischer Marmorkapitelle mit ihrer
Bemalung gegeben hat. Von dem Aussehen der Farben in ihrem gegenwärtigen
Zustande sind mehrfach vortreffliche Proben veröffentlicht worden, aus denen
namentlich der Übergang aus dem ursprünglichen Blau zu einem kupfrigen Grün
deutlich war. Ich mache daher nicht den Versuch die gegenwärtige Erscheinung
der Farben wiederzugeben, sondern bemühe mich, den ursprünglichen Farben-
eindruck darzustellen, zumal in diesem Fall kaum ein Zweifel über die alte
Farbengebung herrschen kann. Ein solcher wäre nur in bezug auf die dunkle
Farbe möglich, ob sie ein volles Schwarz oder nur ein Grau gewesen ist. Blau
und Rot, die im Mäander, bei dem Schuppenornament sowie bei den Blättern der
Zwickelpalmette vorkommen, sind dieselben Farben, wie sie bei der Typhongruppe
des alten Tempels und überhaupt bei den archaischen Porosskulpturen verwendet
sind. Den ursprünglichen Ton dieser Farben wieder zu ermitteln, hat die Bild-
hauerin Frau Nielsen sich viele Mühe gegeben. Auf Grund ihrer an archaischen
Bildwerken gemachten Beobachtungen über die ursprünglichen Farbentöne hat sie
 
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