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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 22.1907

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Mayer, M.: Askoi
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https://doi.org/10.11588/diglit.44282#0247
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Μ. Mayer, Askoi.

henkel vor, und zwar verhältnismäßig früh. Darin wird jedoch niemand mehr
als ein bloßes Spiel erblicken. An der Verkoppelung mehrerer gleichartiger Gefäße
hatten die Leute des troisch-kyprischen Kulturbereiches offenbar großes Vergnügen;
ein Geschmack, der auch noch in der Eisenzeit der nördlichen Balkanländer nach-
wirkt. Aber voran ging der henkellose Doppelaskos, ein Gerät, das nach den
vielen Verzierungen und Sekundärbildungen, die es bereits in der Kupferbronze-
periode erfährt, deutlich in die neolithische Zeit zurückweist.
Es ist unter diesen Umständen auch nicht mehr nötig — schon die kyprischen
Ausgrabungen der achtziger Jahre widersprachen solcher Chronologie — auf Orsi’s
Hypothese von dem Ursprung dieses Gefäßtypus aus der mykenischen Bügelkanne
zurückzukommen. Höchstens umgekehrt könnte sich das Verhältnis gestalten,
wie dies auch Dümmler, Ath. Mitt. 1886, p. 37, für möglich hielt79 — wenn eine
Beziehung zwischen beiden Typen überhaupt obwaltete. Der Grundstock der
Bügelkanne mit dem vom Henkelpaar umgebenen Flaschenhals muß altklein-
asiatisch sein (vgl. Ath. Mitt. XXIV 1899 Taf. III 23 und die troischen Becher), und
diese einfache Gefäßform, welche sich nur schwer aus der verkünstelten mykenischen
herleiten lassen würde, ist auf der Insel, übrigens nicht bloß dort, auch später
beibehalten worden; wobei die Mündung durch etwas wie einen aufgesetzten
Becher (vgl. S. 210) überhöht wurde und eine besondere Profilierung erhielt, vgl.
z. B. Myk. Vasen XV 99; O.-Richter, Kypr. I 216, 25. Die vollkommene Schließung
dieser Öffnung und ihr Ersatz durch eine Nebenröhre läßt sich verschieden er-
klären; möglichenfalls aus Gefäßen mit Seitenausguß wie den kyprischen oder den
Askoi mit ihren mehreren Hälsen, deren einer mit einem Stöpsel geschlossen
wurde (s. oben S. 232). Ein charakteristisches Moment, im Sinne der Abhängigkeit,
läßt sich vielleicht an der spätmykenischen Töpferei bemerken. Warum werden
in Mykenä, auch in Sparta, am Amyklaion8°, die tönernen Tiere so oft mit jenem
eigentümlichen Kopfe gebildet, welcher statt des natürlichen Maules dort eine weite
Röhrenöffnung zeigt? und warum in anderen Fällen der glatt abschneidende Schluß
des Maules mit einer runden Scheibe? Einen Sinn hatte jene Öffnung bei den
Vogelaskoi, auch Tieraskoi, die so zahlreich aus Kypros kamen, aber im My-
kenischen nicht nachgeahmt wurden. Sollte hier der Anlaß zu der naturwidrigen
Bildung zu suchen sein, welche sich als bloßes Brennloch nicht erklärt, so mag
. damit auch der gesondert aufgesetzte Maulabschluß oder -deckel Zusammenhängen.
Allgemein läßt sich sagen, der mykenische Anteil an der Gestaltung der
Askoi ist gering oder überhaupt gleich Null. Daß dabei den Kypriern ein beträcht-
licher Anteil zufallen würde, war vorauszusehen. Helbig hatte zuerst bei der
tomba del guerriero auf diese Verwandtschaft zwischen West und Ost hingewiesen,

79) Edgar, Brit. School Excav. at Phylokopi p. 89
und 135 neigt der Dümmlerschen Auffassung
zu, widerspricht sich aber in der Anmerk. p. 90.
Welche Sorte er übrigens unter »the Hellenic
askos« p. 135 versteht, ist nicht zu ersehen. —
Mackenzie ebend. p. 249 möchte Askoi und

Schnabelkannen aus demselben Grundtypus her-
leiten. Die Verwandtschaft gilt aber nur für
die F-Klasse, besonders F2.
8o) Ephim. 1892 Taf. 3,3. So auch mykenische
Tierköpfe von Melos: Excavations at Phylakopi
p. 204 Fig. 177.
 
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