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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 28.1913

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Hauser, Friedrich: Polyxenas Tod auf klazomenischen Sarkophagen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44288#0290
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274

F. Hauser, Polyxenas Tod auf klazomenischen Sarkophagen.

POLYXENAS TOD
AUF KLAZOMENISCHEN SARKOPHAGEN.
Der klazomenische Sarkophag in Leiden, durch dessen Veröffentlichung oben
S. 58—60 und Taf. 3 sich Fräulein Johanna Brants ein Verdienst erworben hat,
ziert seinen Hauptfries mit einer für den ersten Blick klaren Szene, deren Vorgang
jedoch von der Fierausgeberin leider völlig mißverstanden wurde. Alle für die Handlung
entscheidenden Motive sind verkannt, so klar der Maler sie auch ausdrückte. Keinen-
falls kann von einem Kampf, auch nicht etwa einem bevorstehenden Zweikampf
die Rede sein. Der Krieger links vom Tymbos schultert seine Lanze, Beweis genug,
daß er weder an Verteidigung noch Angriff denkt. Mit gutem Grunde; denn die
Spitze des Schwerts seines vermeintlichen Gegners zielt ja nicht auf ihn, sondern auf
das Weib, das eben dieser angebliche Feind mit eisernem Griff am Handgelenke faßt
und die zögernd Folgende an den Tymbos heranzwingt. Soviel· läßt sich aus dem
Bilde selbst herauslesen. Aber auch für denjenigen, der noch mit dem archäologischen
ABC zu kämpfen hat, ergibt die Analogie einer attischen Amphora in Berlin Nr. 1902,
abgebildet in Roschers Lexikon III 2735, die vorgetragene Auffassung im allgemeinen
und im speziellen die Erklärung als Opferung der Polyxena am Grabe des Achilleus.
Zur Ergänzung der am Sarkophag zerstörten Teile des Frieses verhilft eine
Amphora »tyrrhenischer« Gattung im Britischen Museum, abgebildet im Journal of
Hellenic Studies XVIII 1898, Taf. 15, danach bei Roscher auf der folgenden Seite.
Nach Berechnung von Fräulein Brants wären auf dem Sarkophag fünf oder sieben
Zuschauer anzunehmen: die letztgenannte Amphora zeigt außer Neoptolemos noch
sechs Achaierhelden an diesem Vorgänge beteiligt und nennt sie alle bei ihren
Namen, die ich jedoch nicht aufzählen will, weil nicht die mindeste Gewähr vor-
liegt, daß unser klazomenischer Meister genau an die gleichen Helden gedacht hätte.
Die Analogie dieser tyrrhenischen Amphora löst nun auch das einzige Problem
im Bild auf dem Sarkophag. Daß die in Weiß und wohl dünnem Firnis aufgesetzten
Linien, welche den Tymbos bekrönen — genauere Angaben über ihre Ausführung
fehlen leider — nicht mit der Fier ausgeb erin als unterer Teil einer auf den Tymbos
gepflanzten Säule aufgefaßt werden dürfen, das wird wohl kaum einem Leser ent-
gangen sein. Wie dieser Aufsatz aber richtig zu erklären ist, zeigt erst die tyrrhe-
nische Amphora: Flammen schlagen aus der Spitze des Tymbos empor. Demnach
ein wichtiger Anhaltspunkt für die Bestimmung des bienenkorbförmigen Tymbos,
dessen Verständnis Engelmann in den Österreichischen Jahresheften VIII 1905 S. 145
und zuletzt XI 1908 im Beiblatt S. 107 erheblich gefördert hat *)· Der Malerdachte

Da Pfuhl (zuletzt im Beiblatt der Österr. Jahres-
hefte XI 1908 S. 107) Engelmanns »Ofengräber«
abweisen und die Luftlöcher in der Basis des
Tymbos auf der Vase Vagnonville (Milani, Museo
Archeologico di Firenze II, Taf. 81; die betreffen-
de Einzelheit deutlicher in den Jahresheften X

1907, S. 118) vielmehr als aufgemalte Granat¬
äpfel erklären wollte, so möchte ich noch auf eine
seither übersehene Beschreibung durch Heinrich
Brunn hinweisen. Im Bulletino 1859, S. 31 =
Kleine Schriften I S. 245, beschreibt er die ihm
unverständliche Darstellung, an welcher er damals
 
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