Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften (9.1836)

8

2. Piijnann, bauliche Beschreibung der Irren-Heilanstalt zu Leubus.

2.
Beschreibung der Irren-Zimmer und des Wasch-
und Badehauses in der Irren - Heilanstalt zu
Leubus in Schlesien.
(Von dem Konigl. Bau-Inspector Herrn Bimann zu Wohlau.)

Auf welche Weise in öffentlichen Irren-Heil- oder anderen Krankeil-
Anstalten die Zimmer für körperlich (somatisch) und für Seelen - (psychisch)
Kranke angeordnet werden sollen, wird zwar von dem eine solche Ein-
richtung leitenden Arzt oder Sanitäts-Beamten angegeben; doch verlangt
man von dem Architekten, welcher den Bau ausführt, dafs er mit der
Construction und der technischen Behandlung schon bekannt sei. Dies ist
der Beweggrund, warum ich in dieser Zeitschrift die Vorrichtungen, welche
für ihren Zweck von dem Bireclor der Irren-Heilanstalt zu Leubus,
Dr. Martini angeordnet und unter meiner Mitwirkung ausgeführt wor-
den sind, naher beschreiben werde.
Herr Dr. J a c o b i hat eine ausführliche Darstellung der Irren - Heil-
anstalt zu Sieg borg und die baulichen Einrichtungen dieses in neuerer
Zeit entstandenen Instituts nüt getheilt*). Die Einrichtungen zu Sieg borg
weichen jedoch so bedeutend von denen zu Leubus ab, dafs es schon
um deswillen der Mühe werth sein dürfte, die letztem darzustellen, um
das Urtheil Sachverständiger über beide zu erforschen.
Meine Absicht beschränkt sich jedoch lediglich darauf, für dieBau-
wissenschaft dasjenige festzuhalten, was ihr allein augehört.
Im Voraus mufs ich bemerken, dafs die drei, 19 bis 21 Fufs ho-
hen, durchgängig gewölbten Etagen, die 4f Fufs breiten, 9 Fufs hohen
Fenster und das prachtvolle Äufsere des zur Irren-Heilanstalt zn Leu-
bus eingeräumten ehemaligen Cisterzienser Klostergebäudes (den Grund-

*) D. M. Jacobi, über die Anlegung und Einrichtung von Irren-Heilanstalten,
mit ausführlicher Darstellung der Irren-Heilanstalt zu Siegburg. Svo. Berlin, 1834.