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War ba nid?t eine weibliche ^igur ju feigen, bie
ein Kreu3 trug unb bort eine (Seifelung?
„Ejier foll bie Kapelle flehen," be[d?Io§ bie
Warfgräftn, fcbwärmerifdje Segeifterung burdi-
leuchtete bas eble, ernfte Kntli^. Der plan 311
bem fo eigenartigen fleinen (Sotteshaus lag
plöt5lid} flar nor ihr. „magbalenenfapelle fei
ihr Karne," certraute fie bem Sohne.
3« ben folgenben Wodjen fetjte fid? fort 'Eimiditung
was fd?on feit monaten begonnen hatte. Fracht- s bdl 0"cs'
wagen mit auserlefenen Koftbarfeiten langten
auf ber ^avorite an. Don ^loreitj trafen präch-
tige Wobei mit Dlofaifeinlagen, mofaif für bie
Sefleibung ber Wänbe unb ^ugböben, Scali-
gnolen (burd;fid?tige bemalte Selenit-platten) 311
bemfelben §wecfe, fowie (Elfenbeinfchnitjereien
ein. Kus paris waren (Sobelins unb Seppidje
verfdjrieben, aus Wien Pamafte 311 Capeten,
Vorhängen unb Dböbelbesügen, aus Kürnberg
wunbervoll gefdjnigte unb eingelegte Schränfe,
aus Delft Caufenbe von blau bemalter, im
mufter fid; niemals wieberholenber poi^ellan-
ftiefen 511m Schmude bes Speifefaales, ber Küche,
ber Creppen unb (Sänge. Pie lliarfgräftn felbft
arbeitete an einer herrlichen Capete, mit ihren
fjofbamen über ben großen Sticfrahmen gebeugt,
in ihrem Wohngemad? 311 Kaftatt fo oft ihr
es bie fchweren Kegierungsgefchäfte erlaubten
unb fonnte bie Seenbigung ber Kiefenarbeit
faum erwarten. (Es hie§, bie getchnung rühre
von ber Efanb ber ^iirftin her unb bie Derbin-
bung ber feinen Seibenfticferei mit ben böhmi-
fd;en perlen fei ihre eigene (Erfinbung. Die
Ejoffräulein äußerten fid? oft erftaunt über ben
unermüblichen ^leig ihrer Berrin unb waren
nicht fel]r bavon erbaut, beim fie hätten lieber
ihre fd)önen Kugen 311 duftigerem gebraucht.
DTaler bewohnten bie Kavalierhäufer unb
arbeiteten, von ber ITtarfgräfin angefeuert, vom
OTorgen bis 3um Kbenb im Schlöffe um itad?
ber bamaligen (Sefdjmatfsrichtung bie Decfen mit
allegorifchen Figuren 3U bevölfern; Knftreidjer,
Schreiner unb Sipfer liegen ficb in ben Diener-
 
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