146
IV. B.-A. Passau.
KELLBERG.
KATH. PFARRKIRCHE ST. BLASIUS. Diözesanstatistik, S. 296. —
Krick, S. 522 ff. — VN. XXXV, 207—212.
Geschichte. Die Pfarrei wird schon im 11. Jahrhundert in Urkunden des Klosters St. Nikola
in Passau erwähnt. Der älteste Teil der heutigen Kirche ist der Turm. Er stand
ehedem, wie der Turm in Hutthurm, frei und diente Wehrzwecken. Zeitlich ist er
dem 14. Jahrhundert zuzuweisen, und zwar mit Rücksicht auf die Pechnase im dritten
Geschoß, die für Feuerwaffen eingerichtet ist, der zweiten Hälfte desselben. Die
Stilformen sind wenig bestimmt. Chor und Langhaus entstanden in spätgotischer
Zeit, wie gewöhnlich in längerer Bauzeit. Der Bau des Chores begann in der Früh-
zeit des 15. Jahrhunderts. Um die Mitte des Jahrhunderts mag die ganze Anlage vol-
lendet gewesen sein.
Beschreibung. Die Pfarrkirche ist eine dreischiffige Anlage in Mittelstellung zwischen Basilika
und Hallenkirche, mit einschiffigem Chor. Der Turm steht an der Westseite, die
neue Sakristei an der Südseite des Chores. (Grundriß Fig. 115 — Schnitte und
Teilzeichnungen in Fig. 115 und Fig. 116 — Innenansicht Fig. 117.) Der Chor
hat zwei Joche und Schluß in fünf Achteckseiten. Netzgewölbe mit gekehlten
Rippen und drei Schlußsteinen, auf dem mittleren das Lamm Gottes in Relief.
Die Rippen ruhen auf durchlaufenden Runddiensten mit schmalen Profilkämpfern.
Ein Dienst an der Südseite (Fig. 115 a) trägt unter dem Kämpfer einen Schild mit
der Figur einer Rose. Die Bestimmung des Wappens gelang nicht. An der Nord-
seite befindet sich an gleicher Stelle ein Männerkopf. Der Chorbogen ist gekehlt.
Chor und Mittelschiff des Langhauses sind fast gleich hoch.
Das Langhaus hat. vier Joche. Das Mittelschiff überhöht die Seitenschiffe um
ein gutes Stück. Der Querschnitt nimmt demnach wie öfters um die oben genannte
Bauzeit eine Zwischenstellung zwischen Basilika und Hallenkirche ein. Die spitzen,
gekehlten Scheidbogen ruhen auf quadratischen Pfeilern, denen auf allen vier Seiten
keilförmige Dienste vorgelegt sind. Die drei Schiffe haben Netzgewölbe mit doppelt
gekehlten Rippen. An den Seitenwänden der Nebenschiffe ruhen letztere auf Pro-
filkonsolen.
Am Chor spitzbogige Fenster mit Schräggewände, am Langhaus ebensolche;
die Außenkanten sind hier mit Stäben ausgesetzt. Maßwerk nirgends erhalten.
Portal spitzbogig mit Fase. Vorzeichen flachgedeckt.
Der Chor hat gekehlten Sockel und zweigeschossige Streben mit Giebelschluß.
Die Chorecken zwischen den Giebeln der Streben und dem Kranzgesims sind mit
Wülsten besetzt. (Fig. 115.) Der Langhaussockel hat Karniesprofil; die Streben sind
zweigeschossig, mit Pultdach.
Turm. Der Turm erhebt sich quadratisch, ohne Geschoßteilung. Er hat interessante
Einzelanlagen. Das Erdgeschoß war ursprünglich gegen Süden und Norden im Spitz-
bogen geöffnet, jetzt zugesetzt. Das erste Obergeschoß ist mit einem grätigen Kreuz-
gewölbe eingewölbt. Im zweiten Obergeschoß kragt auf der Ostseite ein aus Stein-
platten gefügter Gußerker mit Schlüsselscharte vor. (Fig. 116.) Die Schallöffnungen
sind spitzbogig, schmal, die Gewände schräg. Schindelkuppel.
Der Gußerker kragt heute in das Innere der Kirche vor, durch die Orgel ver-
deckt. In diesem Zusammenhang wäre die Anlage sinnlos. Man muß deswegen an-
nehmen, daß der Turm ursprünglich frei stand. Der Erker diente unter dieser Vor-
aussetzung dazu, den Eingang zur Kirche im Angriffsfall zu verteidigen, ebenso den
IV. B.-A. Passau.
KELLBERG.
KATH. PFARRKIRCHE ST. BLASIUS. Diözesanstatistik, S. 296. —
Krick, S. 522 ff. — VN. XXXV, 207—212.
Geschichte. Die Pfarrei wird schon im 11. Jahrhundert in Urkunden des Klosters St. Nikola
in Passau erwähnt. Der älteste Teil der heutigen Kirche ist der Turm. Er stand
ehedem, wie der Turm in Hutthurm, frei und diente Wehrzwecken. Zeitlich ist er
dem 14. Jahrhundert zuzuweisen, und zwar mit Rücksicht auf die Pechnase im dritten
Geschoß, die für Feuerwaffen eingerichtet ist, der zweiten Hälfte desselben. Die
Stilformen sind wenig bestimmt. Chor und Langhaus entstanden in spätgotischer
Zeit, wie gewöhnlich in längerer Bauzeit. Der Bau des Chores begann in der Früh-
zeit des 15. Jahrhunderts. Um die Mitte des Jahrhunderts mag die ganze Anlage vol-
lendet gewesen sein.
Beschreibung. Die Pfarrkirche ist eine dreischiffige Anlage in Mittelstellung zwischen Basilika
und Hallenkirche, mit einschiffigem Chor. Der Turm steht an der Westseite, die
neue Sakristei an der Südseite des Chores. (Grundriß Fig. 115 — Schnitte und
Teilzeichnungen in Fig. 115 und Fig. 116 — Innenansicht Fig. 117.) Der Chor
hat zwei Joche und Schluß in fünf Achteckseiten. Netzgewölbe mit gekehlten
Rippen und drei Schlußsteinen, auf dem mittleren das Lamm Gottes in Relief.
Die Rippen ruhen auf durchlaufenden Runddiensten mit schmalen Profilkämpfern.
Ein Dienst an der Südseite (Fig. 115 a) trägt unter dem Kämpfer einen Schild mit
der Figur einer Rose. Die Bestimmung des Wappens gelang nicht. An der Nord-
seite befindet sich an gleicher Stelle ein Männerkopf. Der Chorbogen ist gekehlt.
Chor und Mittelschiff des Langhauses sind fast gleich hoch.
Das Langhaus hat. vier Joche. Das Mittelschiff überhöht die Seitenschiffe um
ein gutes Stück. Der Querschnitt nimmt demnach wie öfters um die oben genannte
Bauzeit eine Zwischenstellung zwischen Basilika und Hallenkirche ein. Die spitzen,
gekehlten Scheidbogen ruhen auf quadratischen Pfeilern, denen auf allen vier Seiten
keilförmige Dienste vorgelegt sind. Die drei Schiffe haben Netzgewölbe mit doppelt
gekehlten Rippen. An den Seitenwänden der Nebenschiffe ruhen letztere auf Pro-
filkonsolen.
Am Chor spitzbogige Fenster mit Schräggewände, am Langhaus ebensolche;
die Außenkanten sind hier mit Stäben ausgesetzt. Maßwerk nirgends erhalten.
Portal spitzbogig mit Fase. Vorzeichen flachgedeckt.
Der Chor hat gekehlten Sockel und zweigeschossige Streben mit Giebelschluß.
Die Chorecken zwischen den Giebeln der Streben und dem Kranzgesims sind mit
Wülsten besetzt. (Fig. 115.) Der Langhaussockel hat Karniesprofil; die Streben sind
zweigeschossig, mit Pultdach.
Turm. Der Turm erhebt sich quadratisch, ohne Geschoßteilung. Er hat interessante
Einzelanlagen. Das Erdgeschoß war ursprünglich gegen Süden und Norden im Spitz-
bogen geöffnet, jetzt zugesetzt. Das erste Obergeschoß ist mit einem grätigen Kreuz-
gewölbe eingewölbt. Im zweiten Obergeschoß kragt auf der Ostseite ein aus Stein-
platten gefügter Gußerker mit Schlüsselscharte vor. (Fig. 116.) Die Schallöffnungen
sind spitzbogig, schmal, die Gewände schräg. Schindelkuppel.
Der Gußerker kragt heute in das Innere der Kirche vor, durch die Orgel ver-
deckt. In diesem Zusammenhang wäre die Anlage sinnlos. Man muß deswegen an-
nehmen, daß der Turm ursprünglich frei stand. Der Erker diente unter dieser Vor-
aussetzung dazu, den Eingang zur Kirche im Angriffsfall zu verteidigen, ebenso den