FRIEDRICH MOOSBRUGGER (1S04—1830) JUNGE KÜNSTLER IN DER KNEIPE
Retrospektive Ausstellung München 1906
DIE AUSSTELLUNG BAYERISCHER KUNST VON 1800—1850
IM GLASPALAST ZU MÜNCHEN 1906
Von Franz von Reber
Zu der kurz vorausgegangenen Berliner
Retrospektiven in der hierzu geräumten
Nationalgalerie bildet unsere Ausstellung einen
bemerkenswerten Gegensatz. Dort die Ver-
tretung eines vollen Jahrhunderts (1775— 1875)
und der gesamten deutschen Kunst, hier die
Beschränkung auf ein halbes Jahrhundert unter
den zwei ersten Königen Bayerns und auf
bayerische, ja man kann sagen auf Münchener
Kunst.
Uns erschien die Berliner Darbietung in
ihrer Ueberfülle erdrückend, in der Mannig-
faltigkeit der lokalen wie der zeitlichen Ent-
wicklungsphasen uneinheitlich, ja verwirrend:
die Münchener Ausstellung ist organischer,
intimer. Wenn es kaum Erfreulicheres gibt
als Kollektivausstellungen einzelner Meister
(man denke an die Schwindausstellungen vor
zwei Jahren), so hat auch ein Gesamtbild der
Meisterleistungen eines Ortes aus einer kür-
zeren Epoche etwas Zusammenhängendes und
bietet den Werdegang in ruhiger und ver-
ständlicher Anschaulichkeit.
Betrachten wir zunächst die Plastik. Der
alte Roman Boos (1735—1810), im Vestibül
mehr als Vorläufer gut vertreten, zählt in
Deutschland zu den besten Meistern seiner
Zeit. Seine Selbstbüste, dem Grabmal im süd-
lichen Friedhofe entnommen, markig, lebens-
wahr und schlicht, steht den Bildnissen seiner
französischen Zeitgenossen kaum nach. Die
acht Holzstatuen (s. Abb. S. 36), von welchen
die Allegorien der Stärke und Schönheit als
Geschenk des Grafen von Yrsch-Freiham dem
Nationalmuseum, die übrigen Allegorien aber
dem Postgebäude am Max Josephplatz ange-
Die Kunst für Alle XXII. 2. 15. Oktober 1906.
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Retrospektive Ausstellung München 1906
DIE AUSSTELLUNG BAYERISCHER KUNST VON 1800—1850
IM GLASPALAST ZU MÜNCHEN 1906
Von Franz von Reber
Zu der kurz vorausgegangenen Berliner
Retrospektiven in der hierzu geräumten
Nationalgalerie bildet unsere Ausstellung einen
bemerkenswerten Gegensatz. Dort die Ver-
tretung eines vollen Jahrhunderts (1775— 1875)
und der gesamten deutschen Kunst, hier die
Beschränkung auf ein halbes Jahrhundert unter
den zwei ersten Königen Bayerns und auf
bayerische, ja man kann sagen auf Münchener
Kunst.
Uns erschien die Berliner Darbietung in
ihrer Ueberfülle erdrückend, in der Mannig-
faltigkeit der lokalen wie der zeitlichen Ent-
wicklungsphasen uneinheitlich, ja verwirrend:
die Münchener Ausstellung ist organischer,
intimer. Wenn es kaum Erfreulicheres gibt
als Kollektivausstellungen einzelner Meister
(man denke an die Schwindausstellungen vor
zwei Jahren), so hat auch ein Gesamtbild der
Meisterleistungen eines Ortes aus einer kür-
zeren Epoche etwas Zusammenhängendes und
bietet den Werdegang in ruhiger und ver-
ständlicher Anschaulichkeit.
Betrachten wir zunächst die Plastik. Der
alte Roman Boos (1735—1810), im Vestibül
mehr als Vorläufer gut vertreten, zählt in
Deutschland zu den besten Meistern seiner
Zeit. Seine Selbstbüste, dem Grabmal im süd-
lichen Friedhofe entnommen, markig, lebens-
wahr und schlicht, steht den Bildnissen seiner
französischen Zeitgenossen kaum nach. Die
acht Holzstatuen (s. Abb. S. 36), von welchen
die Allegorien der Stärke und Schönheit als
Geschenk des Grafen von Yrsch-Freiham dem
Nationalmuseum, die übrigen Allegorien aber
dem Postgebäude am Max Josephplatz ange-
Die Kunst für Alle XXII. 2. 15. Oktober 1906.
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