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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Rosenhagen, Hans: Aus den Berliner Kunstsalons
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0091

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B Kuns..............ik

Staatliche Museen
lu Bariin

-*=45g> AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS <^ä-o~

Aquarelle sind da, so der famose >Spanische Sänger« Maler Klinger beweist, daß man sehr wohl den
und das charmante kleine, 1882 gemalte Porträt von von Arnold Böcklin gewiesenen Weg wandeln kann,
Berthe Morizot. Wenn nur alle, die so unver- ohne den Meister in seinen Schwächen zu kopieren,
ständig über impressionistische Malerei sprechen, ja ohne überhaupt in törichtes Nachahmen zu^ver-
und alle, die so unverstandene impressionistische fallen. Klinger ließ seine Phantasie ebenso frei
Bilder malen, diese Ausstellung sehen könnten! Es schweifen wie sein Vorbild, aber er hütete sich wohl,
wäre vielleicht manches besser im lieben Deutsch- die gleichen künstlerischen Probleme anzurühren,
land! Prachtvolle Gegenstücke zu diesen Manets Als Sohn einer jüngeren Zeit hat er in'seinen Bil-
findet man in den gleichzeitig vorgeführten Bildern dern der Wirklichkeit neben dem idealistischen In-
Claude Monet's, die von 1864 bis 1887 datiert halt ihre Rechte gegeben, nicht aus der Fülle des
sind. Die wichtigsten und schönsten davon dürften Gemüts allein, sondern in erster Reihe aus der
folgende sein: Der >Blick auf Paris, vom Louvre ernsthaftesten Beobachtung der Natur geschöpft,
aus«, noch ohne die flimmernde Atmosphäre der Daher besitzen Bilder wie seine >Sirene«, die
späteren Zeit, aber erstaunlich in der Schilderung in der schimmernden Meeresflut die brünstige Um-
des Straßenverkehrs. Der sechs
Jahre später danach (1873) entstan-
dene -Boulevard des Capucines«, ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
ungeheuren l^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^m
schon den ^^^^^^^^^^^^^^l^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^l
der Garten- ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H

ecke von 1882 einen Rausch von |B»^^^^^^^B
leuchtenden Farben bietet, wie man ^^^^^
ihn sich üppiger nicht denken kann. '-' '^■flLflHf&fl

Dieses Blau im Wasser eines ■

Teiches, diese Rosenbüsche, dieses HP Cb^V

haft! An das Bild der sThemse«
von 1870 hat Monet erst vor wenigen
Jahren wieder angeknüpft. Wieviel
Feines hat der Künstler schon da-
mals dem nebligen London abge-
sehen ! Eines der allerschönsten aber
der hier ausgestellten Bilder sind
die »Angler bei Poissy auf der
Seine«. Die Aufsicht ist von oben.
Man hat nur das Wasser vor sich,
in dem sich die grünen Baume des
jenseitigen Ufers spiegeln. Gewiß
ein gewagter Ausschnitt; aber so
meisterhaft gegeben, daß man meint,
selbst auf dem erhöhten Ufer zu
stehen und in den leise strömen-
den Fluß zu blicken, in dessen
Fluten die Männer in den Booten
ihre Angeln versenkt haben. Welche
Noblesse der Farben in dem frühen
i Hafen von Trouville«, wie pracht-
voll gesehen die dünne Schneedecke
in den zwei Winterbildern; eines
von 1869, das andere von 1878!
Was wollen Worte von so viel treu-
gesehener und geschilderter Natur
sagen! Neben Meistern wie Manet
und Monet würden selbst bessere
Künstler als Georg Mosson und
Heinrich HObner verlieren. Neu
für Berlin ist der Münchner Willy
Schwarz, der, wie es scheint von
Degas und Steinlen angeregt, sich
der Schilderung des Lebens der
Horizontalen widmet. Seine zum
Teil farbigen Zeichnungen sind
nicht ungeschickt, ermangeln aber
der Originalität.

Auch die Eröffnungs-Ausste'.lung
im Salon Fritz Gurlitt entbehrt nicht
einer starken Anziehungskraft. Sie
bringt dem Interesse des Publikums
verdienstlicherweise wieder einmal HBSSafefes^
Max Klinger in den verschie-
denen Richtungen seiner großen th. vincotte büste

Begabung näher, als Maler, Zeich- Aas >>£. Hessling, La sculpture beige conlemporainc"

ner, Radierer und Bildhauer. Der (Verlag B. Hesiling, Iterliu)

Die Kunst für Alle XXII.

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