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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Kesser, Hermann: Rudolf Koller
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0265

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RUDOLF KOLLER

Von Hermann kesser-Zürich

A ls man im Jahre 1905 ein Jahrhundert deut-
*» scher Vergangenheit nach Künstlern ab-
suchte, die unter die Maler zu rechnen sind,
und bei dieser rückwärtsblickenden Arbeit
auch nach der Schweiz kam, da waren einige
Werke des ZüricherTiermalersRuDOLF Koller,
sonnige, warm und breit gemalte Freilicht-
bilder, das erste, was ich vorschlagsweise auf
meine Liste setzen konnte. Bilder, die mit
mehr Verständnis für das malerische Leben
von Licht und Farbe angelegt waren und von
gesünderer malerischer Auffassung zeugten,
haben sich im Bereiche der Eidgenossenschaft
aus der Zeit, die für die Ausstellung in Berlin
in Frage kam, nicht mehr vorgefunden. In
Berlin riefen dann Kollers Skizzen die Er-
innerung an Courbets kräftige Kunst wach,
man freute sich Kollers, des Schweizers, der
lange vor der beglaubigten Entdeckung von
Licht und Farbe durch die Mode — die Natur
in ihren Elementen erfaßt hatte. Eine rechte

Wertung konnte aber deshalb nicht aufkom-
men, weil sich der Betrachtung von Kollers
Persönlichkeit Erinnerungen an Schöpfungen
des gleichen Malers vorschoben, auf denen
man vergeblich nach Einfachheit, nach Farbe
und Licht suchen würde. So hat denn Koller
durch sein Erscheinen auf der deutschen Jahr-
hundertausstellung in Berlin wohl gewonnen,
aber in seine Rechte als Maler ist er nicht
eingesetzt worden.

Kollers Geschick ist nicht unverschuldet.
Was er auf den Skizzen, die er vor der Natur
gemalt hatte, fand, schien ihm auf den großen
Bildern weiter nicht mehr der Rede wert und
selbst seine hochentwickelten Fähigkeiten für
die Wiedergabe des Tieres waren ihm wiederum
nur ein Mittel zum Zweck, zu dem Bilde, das
über die rein malerischen Wirkungen hinaus-
gehen sollte, um der außerästhetischen Unter-
haltung und Freude zu dienen. Zuweilen
kommt es freilich vor, daß Koller diese Ab-

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