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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0277

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~5=^> VON AUSSTELLUNGEN — PERSONAL-NACHRICHTEN <3^-

stalten, die keine W/TEN. Die Genos-
Erdenschwere ken- senschaft der
nen, tanzen und spie- bildenden Künstler
len zwischen ihnen, Wiens veranstaltet
pflücken ihre Früch- von Anfang März bis
te und winden BIu- Ende Mai ihre 34.Jah-
menkränze. Man resausstellung. Es ge-
fragt nicht warum langen wiederum sie-
noch wozu, sondern ben Geldpreise und
freut sich lediglich elf Medaillen zur Ver-
des Spiels der feinen teilung.
Glieder, der faltigen
Gewänder. Die Far-
ben sind im wesent- PERSONAL-
lichen Gelb, Grün

und Violett, zu ihnen NACHRICHTEN

gesellen sich einige

graue, braune, rote DERLIN. Dem Di-

und rötliche Töne. rektor der K. Na-

Professor hans v. Petersen nichtallesaufdiesen tionalgaierie, Profes- Bildhauer geheimrat

der neue Präsiden, der Munchener Bildern ist gleich- SOr Dr. hugo von Dr. JOH. SCHILLING

Kunstlergenossenschaft mäßig geglückt, aber TsCHUDI, ist der

in ihrer Gesamtheit Charakter als Geheimer Regierungsrat verliehen

erfüllen sie die Aufgabe, den Raum zu schmücken worden,
und den Besucher in eine gehobene Stimmung

zu versetzen, im vollsten Maße. Ludwig von Hof- DRESLAU. Dem Bildhauer Th. von Gosen wurde
mann hat mit ihnen das Versprechen eingelöst, der Professortitel verliehen,
das alle seine kleineren Bilder uns zu geben schie-
nen und an dessen Erfüllung wir schon beinahe TARESDEN. Der Bildhauer Johannes Schilling
verzweifelten. Die sechs Bilder bedeuten einen ist am 1. Oktober 1906 von seinen Aemtern als
wichtigen Abschnitt in seinem Schaffen; möge er Mitglied des akademischen Rates und Vorstand des
zu weiteren Gipfeln schreiten. — Eine sehr merk- einen akademischen Bildhauer-Ateliers zurückge-
würdige Ausstellung beschert uns Cassirer; ver- treten, nachdem er der Akademie 38 Jahre als Lehrer
eint sie doch den brutalsten, durchgängerischsten angehört hat. Beim Rücktritt hat ihm der König
unter den jüngsten Adepten des Künstlerbundes, von Sachsen zu dem Titel Geheimer Rat, den er
Max Beckmann, und den zartesten, sensibelsten schon hatte, noch das Prädikat Exzellenz verliehen,
unter den modernen Bildhauern, Georges Minne. An seine Stelle wurde der Münchner Bildhauer
Der 22 jährige Max Beckmann, der in Weimar mit Georg Wrba berufen, der gegenwärtig für das
seinen jetzt wieder ausgestellten »Jungen Männern neue Rathaus in Berlin tätig ist. Während Schilling
am Meer« das Stipendium des Künstlerbundes er- — geboren 1828 — noch die Ueberlieferungen der
rungen hat, ist unzweifelhaft eine starke Begabung. alten Rauchschen Schule pflegte, wird Wrba eine neue
Er versteht mit straken Pinselstrichen männliche Note in die akademische Kunst Dresdens bringen.
Akte nicht immer akademisch korrekt, aber in ihren Ueber seine Werke — die Brunnen in Kempten,
Funktionen glaubhaft zu zeichnen und sie im Tone Nördlingen und Aschersleben, die Ornamentik am
kräftig zusammenzustimmen. Auch seine zum Teil Leipziger Rathaus und seine Kleinkunstwerke Diana
vortrefflich charakterisierten Bildnisse zeigen dieses und Aktäon-Leuchter in Silber, Europa auf dem
heute so seltene zeichnerische Talent. Aber sein Stier, Adam in Elfenbein, Hermen und Büsten, so-
Schaffen ist noch völlig unausgegoren. Noch glaubt wie über seine beiden Reiterbilder in München —
er Wände einrennen und die Nerven der Beschauer ist in diesem Blatte oft berichtet worden. Charakte-
mit Peitschenhieben aufrütteln zu müssen, um be- ristisch für Wrba ist die Stilstrenge, der Anschluß
achtet zu werden. Seine aus lauter Akten bestehende an die Architektur, die Betonung des Materials und
Kreuzigung, bei der auch die alternde Maria erbar- der Form — auch poetische Auffassung und volks-
mungslos in trister Nacktheit gegeben ist, gleicht tümliche Anklänge darf man seinen Werken nach-
der Bombe eines jungen Anarchisten. Zetergeschrei rühmen. Wrba wird an den Dresdner Künstlern,
über seine Ruchlosigkeit (das er vielleicht erwartet), die die vorjährige Kunstgewerbe-Ausstellung ver-
wäre hier ebensowenig am Platze wie zu laute Be- anstaltet haben, Kreis, Groß, Lossow, Schumacher,
wunderung seiner Vorzüge. Zeigt er eisernen Fleiß Gußmann, Guhr, Kühne usw., Stützen seiner künstle-
und straffe Selbstzucht, so werden ihm seine jugend- rischen Auffassung finden,
liehen Ausschreitungen gern vergeben werden. Von

Minne ist meines Wissens seit der Ausstellung in 1V1ÜNCHEN. Den Malern Fritz Erler und An-
der Wiener Sezession (1900) keine größere Kollek- gelo Jank, sowie dem Architekten Richard
tion in einer deutschen Stadt gezeigt worden. Seine Riemerschmid wurde vom Prinzregenten der Pro-
Kunst scheint nicht wesentlich neue Züge ange- fessortitel verliehen,
nommen zu haben; am meisten fesseln auch heute

noch Figuren wie der knieende Reliquienträger, viel 'WHEN. Der bekannte Bildhauer Franz Metzner

weniger die in der Bewegung nicht überzeugende " erhielt den Professortitel.
Auferstehung. Man kann diese zarten stilisierten

Formen und die Inbrunst, die aus ihnen spricht, be- ^ ESTORBEN: In Krakau am 6. Januar der Maler
wundern, eine neue Orientierung unserer Plastik in ^J Professor Jan Stanislawski; in Hamburg
diesem preziösen, gotisierenden, ja zum Teil über der Tiermaler Moritz Delfs ; in Düsseldorf im
die Gotik nach zurückgehenden Sinne, aber halten 84. Lebensjahr der Medailleur Carl Hupp; in Ant-
wir kaum für möglich und auch nicht für wün- werpen am 8. Januar, 56 Jahre alt, der bekannte Land-
schenswert, schaftsmaler Theodor Verstraete.

Redaktionsschluß: 15. Januar 1907 Ausgabe: 31. Januar 1907

Für die Redaktion verantwortlich: f. Schtartz

Verlagsanstalt f. Bruckmann a.-g. — Druck von Alphons Bruckmann. — Sämtlich in München
 
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