-*=4g£> MODERNE RUSSISCHE MALEREI
Kraft seiner Charakteristik, welche seine wir-
kungsvollen, historischen Kompositionen und
Genrebilder (s. Abb. S. 290), seine zahlreichen,
trefflichen Porträts durchdrang, sind nicht mehr
dieselben, und sein stets schwerfälliges Kolo-
rit kann das verfeinerte moderne Auge noch
weniger befriedigen. Sein Bestes gibt Rjepin
noch immer im Bildnis, besonders im männ-
lichen ^s. Abb. S. 276), und die lange Reihe
von Studien hoher Würdenträger zu der ko-
lossalen, offiziellen „Sitzung des Reichsrats"
zeigte ihn noch letzthin auf alter Höhe.
Es läßt sich kaum ein schrofferer Ueber-
gang denken, als vom sanguinischen, wirk-
lichkeitstrunkenen Rjepin und seiner glän-
zenden Künstlerlaufbahn zu der echten Künst-
lertragödie Michael Wrubels, der, verkannt
und verhöhnt, jahrelang auf Anerkennung
warten mußte und dessen Schaffen, als der
Erfolg allmählich kam, von einem unheilbaren
Leiden jäh und wohl auf immer unterbrochen
wurde. Und doch muß Wrubel an erster
Stelle genannt werden, wenn von moderner
russischer Malerei die Rede ist. Ein genialer,
wahrhaft schöpferischer Künstler von großem,
dekorativen Zug und hochentwickeltem Farben-
gefühl, hat er der russischen Kunst neue
Wege geebnet, in ihr fast ausschließlich real-
naturalistisches Stoffgebiet den frischsprudeln-
den Quell blühender Phantastik und idealer
Symbolik hineingetragen. Strenge akademische
Schulung, eine tiefe Kenntnis der alten Meister,
gewisse Einflüsse ostasiatischer, besonders in-
discher Kunst verbinden sich in ihm zu einer
Individualität von einzigartiger Originalität,
die jedem Werke, sei es reale Studie oder
phantastische Schöpfung, dekorativer Entwurf
oder ornamentale Illustration, den Stempel
ihrer subjektiven Faktur und unfehlbaren Stil-
gefühls aufzudrücken weiß (s. Abb. S. 275 u.
S. 281). Am ausgesprochensten ist wohl sein
unvergleichliches dekoratives Talent, wie es
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Kraft seiner Charakteristik, welche seine wir-
kungsvollen, historischen Kompositionen und
Genrebilder (s. Abb. S. 290), seine zahlreichen,
trefflichen Porträts durchdrang, sind nicht mehr
dieselben, und sein stets schwerfälliges Kolo-
rit kann das verfeinerte moderne Auge noch
weniger befriedigen. Sein Bestes gibt Rjepin
noch immer im Bildnis, besonders im männ-
lichen ^s. Abb. S. 276), und die lange Reihe
von Studien hoher Würdenträger zu der ko-
lossalen, offiziellen „Sitzung des Reichsrats"
zeigte ihn noch letzthin auf alter Höhe.
Es läßt sich kaum ein schrofferer Ueber-
gang denken, als vom sanguinischen, wirk-
lichkeitstrunkenen Rjepin und seiner glän-
zenden Künstlerlaufbahn zu der echten Künst-
lertragödie Michael Wrubels, der, verkannt
und verhöhnt, jahrelang auf Anerkennung
warten mußte und dessen Schaffen, als der
Erfolg allmählich kam, von einem unheilbaren
Leiden jäh und wohl auf immer unterbrochen
wurde. Und doch muß Wrubel an erster
Stelle genannt werden, wenn von moderner
russischer Malerei die Rede ist. Ein genialer,
wahrhaft schöpferischer Künstler von großem,
dekorativen Zug und hochentwickeltem Farben-
gefühl, hat er der russischen Kunst neue
Wege geebnet, in ihr fast ausschließlich real-
naturalistisches Stoffgebiet den frischsprudeln-
den Quell blühender Phantastik und idealer
Symbolik hineingetragen. Strenge akademische
Schulung, eine tiefe Kenntnis der alten Meister,
gewisse Einflüsse ostasiatischer, besonders in-
discher Kunst verbinden sich in ihm zu einer
Individualität von einzigartiger Originalität,
die jedem Werke, sei es reale Studie oder
phantastische Schöpfung, dekorativer Entwurf
oder ornamentale Illustration, den Stempel
ihrer subjektiven Faktur und unfehlbaren Stil-
gefühls aufzudrücken weiß (s. Abb. S. 275 u.
S. 281). Am ausgesprochensten ist wohl sein
unvergleichliches dekoratives Talent, wie es
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