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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Eine Münchener Krise
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0364

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EINE MÜNCHENER KRISE

TAeutschlands alte Kunstmetropole München
steht gegenwärtig mitten in einer Krise.
Man könnte dem vielleicht außerhalb der
Mauern der Isarstadt mit einigem Gleich-
mute zusehen, in der getrosten Zuversicht,
daß, wenn München einmal aufhören werde,
das Sammelbecken für die künstlerischen
Schöpferkräfte des Deutschtumes zu sein,
daß dann andere große Gemeinwesen reif
sein werden, diese Funktion zu übernehmen,
allen voran die Reichshauptstadt selbst, die
ja, was die Kunstsammlungen, den Kunst-
handel und den Konsum künstlerischer Werte
anbelangt, längst alle anderen deutschen Kultur-
mittelpunkte um ein Unermeßliches überflügelt
hat. Es gab ja auch einmal eine Zeit, wo

man mit dem Schlagworte vom „Niedergange
Münchens" krebsen ging und wo man Artikel
zu lesen bekam — namentlich aus den Federn
Berliner Autoren — die München als ein
völlig korruptes, hoffnungsloser Vertrottelung
verfallendes Krähwinkel hinmalten, in dem
eine Stammtischrunde antiquierter Lokalgrößen
eine unumschränkte Schreckensherrschaft ent-
faltete, so daß alles, was nur einen Funken
von Talent im Leibe habe, schleunigst aus-
risse und demnächst in München nur noch
Brauburschen, Schenkkellner, Bierführer, Kell-
nerinnen, bayerische Beamte und Radiweiber
zu finden sein würden — abgesehen von den
„Fremden". — Manches schien denen, welche
dergleichen Unkenrufe in Intervallen von sich

Die Kunst flu Alle XXII.

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