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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Eine Münchener Krise
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0376

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-s^> EINE MÜNCHENER KRISE <^=^

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ADOLF VON HILDEBRAND • GEHEIMRAT SCHÖNE LUDWIG MENZEL BÜSTE DER FRAU v. M.

Monumentalbau-Kommission wie bei jeder an- älteren Münchener Generation ist nicht mehr
deren die Mitglieder nach einer zwei-, hoch- in allen Dingen völlig in Uebereinstimmung
stens dreijährigen Amtsperiode ausscheiden mit dem Wollen und Empfinden der jungen
und erst nach einer weiteren Periode wieder Generation in Deutschland. Das mag für
gewählt werden können. Dadurch wird etwa manchen in hohen Ehren Ergrauten bitter
zu befürchtenden Kliquenbildungen im Keime sein zu hören. Allein niemand ist verhindert,
begegnet und Ausstreuungen der Boden ent- mit den Jungen wieder jung zu sein, und es
zogen. Endlich kommen junge, tatenfrohe sind gerade die größten Geister gewesen,
Kräfte zum Zuge. — Münchens künstlerische welche auch noch im fortgeschrittenen Lebens-
Verhältnisse sind im innersten Kerne noch alter sich ein jugendliches Herz bewahrt und
urgesund! Wir haben den gegen uns in Szene sich eben dadurch ihre Machtstellung er-
gesetzten „Niedergangs"-Schwindel glänzend hielten, daß sie neuen Problemen, neuen
abgeführt. Drum muß vermieden werden, Zielen, neuen Forderungen Verständnis und
daß im Innern Krisen sich entwickeln aus tätige Teilnahme entgegenbrachten. Alle diese
Mißständen, deren Behebung keinerlei sach- Kämpfe und Krisen beweisen letzten Endes
liehe Schwierigkeiten bereitet." doch nur, daß sich etwas rührt, daß Kräfte
Wenn wir uns im wesentlichen zustimmend in Spannung sind, die etwas schaffen wollen,
aussprechen zu diesen Forderungen, so tun daß frisches, drängendes Leben in München
wir es auf Grund der Darlegungen, welche nach freier Entfaltung verlangt! — Man gebe
wir zu Eingang dieses Aufsatzes gegeben haben ihm, was ihm zukommt, und man wird er-
— ganz gewiß nicht deshalb, weil wir gegen kennen, daß auch diese Krise — wie jede
die Meister, die so viel für München getan Krise — ein reinigendes Gewitter war, nach
haben, irgend wie ein persönliches Mißtrauen dem die Saaten nur um so üppiger sprossen,
hegten. Es ist der allgemeine Wandel in den

Kunst- und Kulturverhältnissen Deutschlands, GEDANKEN ÜBER KUNST

welcher seine Rückwirkung auf München mit Der Natur gegenüber muß der Künstler immer

unerbittlicher Konsequenz ausübt und dem man in Leidenschaft bleiben. Er muß sie ja lieben. Wie

sich nicht ungestraft entziehen kann. Es ist könnte er das, wenn er sie nur >objektiv< anschauen

vielleicht auch ein Wandel der Weltanschau-

dürfte.

j t_:___-. . •«„ ~ t. , , . Die Grundstimmung aller Kunst ist Sehnsucht.

ung, der hier mitspricht. Das Kunstideal der 6 w. steinhausen

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