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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Kunstmuseen, ihre Ziele und Grenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0421

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-s^> KUNSTMUSEEN, IHRE ZIELE UND GRENZEN

sich unter gegebenen Bedingungen vortreff- schaftlichen Standpunkt betont und womög-
licher Systeme in der Anordnung wirken. lieh gleich mehrere: das historische, typo-
Die ebenso glückliche wie geschmackvolle logische und kulturelle Prinzip zur Durch-
Aufstellung des Schweizer Landesmuseums führung zu bringen sucht, wobei der Phan-
in Zürich, in dem die Kunst und das Kunst- tasie und Mitarbeit des Besuchers kaum noch
gewerbe der Schweiz in einer ganzen Folge etwas überlassen bleibt. Einen möglichst
trefflicher alter Zimmer vorgeführt wird, hat reinen künstlerischen Genuß der Kunst zu
eine Reihe deutscher Museen zur Nachahmung erzielen, muß immer das Hauptbestreben jeder
geführt, ohne daß in den meisten die lokale Museumsleitung sein; dafür muß durch Ab-
Kunst der Provinz die Berechtigung dazu messung, Lage und Ausstattung der Räume,
böte. Dann wirken solche vereinzelten kleinen durch Abwechslung in den Kunstwerken und
SchweizeroderTirolerZimmermitten zwischen teilweise Mischung derselben wie durch ihre
nüchternen Museumssälen wie altdeutsche geschmackvolle Aufstellung gesorgt werden.
Kneipstuben. Auch in der Mischung von Jeder Raum muß einen einheitlichen, harmo-
Gemälden und Bildwerken mit Möbeln und nischen Eindruck machen, jede Wand mit
Arbeiten der Kleinkunst, so wirkungsvoll sie Kunstwerken soll in sich wie ein Bild wirken,
bei der Beschränkung ist, wird leicht zu weit und jedes Kunstwerk soll durch seine Nach-
gegangen, indem man stilvoll eingerichtete barschaft zugleich isoliert und gehoben werden.
Wohnräume nachbildet. Dadurch wird den Statt dessen sehen wir nur in zu vielen
Räumen der große, museale Eindruck ge- Museen eine kunstlose Vermischung von
nommen und die Kunstwerke werden leicht Kunstwerken mit Schaustücken, Lehrmaterial,
zu Dekorationsstücken degradiert. Umgekehrt Dekorationen und Kuriositäten,
wird ebenso leicht gesündigt, indem man beim Noch verhängnisvoller, namentlich für eine
Sammeln wie bei der Aufstellung und Eti- große Sammlung, wird die Verbindung der
kettierung der Kunstwerke zu sehr den wissen- künstlerischen und der kulturhistorischen Ge-

RUDOLF SCHRAMM- ZITTAU KIESGRUBE

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